Station: [12] Goethe in Offenbach


M: „Sie war in der Tat die erste, die ich tief und wahrhaft liebte“, …

F: … erinnerte sich Goethe im Alter an seine Jugendliebe Elisabeth „Lili“ Schönemann. 

M: Er war 25, sie 16 Jahre alt, als sie sich 1775 ineinander verliebten. Goethe hatte gerade die „Leiden des jungen Werthers“ veröffentlicht, als er Lili bei einem Empfang in ihrem Frankfurter Elternhaus kennenlernte. Sie war Tochter der Frankfurter Bankiersfamilie Schönemann, ihre Mutter eine geborene d’Orville aus Offenbach. In den Sommermonaten verbrachte Lili viel Zeit bei ihrer Offenbacher Verwandtschaft. Hier traf sich das Liebespaar zu langen Spaziergängen am Mainufer und zu Treffen in einem Gartenhaus im heutigen Lili-Park. Sie haben es auf dem Stadtmodell gesehen 

F: . Goethe gefiel es in Offenbach. In seiner Autobiografie „Dichtung und Wahrheit“ schwärmte er über …

M: … „schöne, für die damalige Zeit prächtige Gebäude“ – „Terrassen, bis an den Main reichend, überall freien Ausgang nach der holden Umgegend erlaubend“… 

F: Im September 1775 verlobten sich Goethe und Lili. Die Familie Schönemann akzeptierte die Verlobung jedoch nicht. Goethe war in ihren Augen ein brotloser Künstler. Sie wünschten sich einen reichen Schwiegersohn, der das kurz vor dem Konkurs stehende Bankhaus mit seinem Vermögen retten sollte. 

M: Die Beziehung zwischen Goethe und Lili war explosiv. Heute würde man sie als On-Off-Beziehung bezeichnen, die noch im Jahr der Verlobung zu einer endgültigen Trennung führte. 

F: In seiner Autobiografie verarbeitete Goethe die schwierige Beziehung:

M: „Fesselt dich die Jugendblüte,
Diese liebliche Gestalt,
Dieser Blick voll Treu und Güte
Mit unendlicher Gewalt?
Will ich rasch mich ihr entziehen,
Mich ermannen, ihr entfliehen,
Führet mich im Augenblick
Ach, mein Weg zu ihr zurück.

Und an diesem Zauberfädchen,
das sich nicht zerreißen lässt,
Hält das liebe lose Mädchen
Mich so wider Willen fest.
Muß in ihrem Zauberkreise
Leben nun auf ihre Weise;
Die Verändrung, ach, wie groß!
Liebe, Liebe, lass mich los!“

Foto: © Haus der Stadtgeschichte