Station: [16] Vietnam und die Kaffeekrise der DDR
Das Unternehmen »Kathreiner’s Malzkaffeefabriken« in Magdeburg wurde nach dem zweiten Weltkrieg enteignet und vom Verband der Konsumgenossenschaften weiter betrieben. Nachdem die Sowjetunion 1954 die Kaffeelieferungen an die DDR eingestellt hatte, musste der Rohkaffee auf dem Weltmarkt gekauft werden. Die Röstung dieser Kaffees fand im ehemaligen Kathreiner-Werk in Magdeburg statt. »Mona« und »Rondo«, unter dem Dach der Marke Röstfein vertrieben, waren Mangelware und somit teuer.
Aufgrund der Auswirkungen der Ölkrise und wegen einer Missernte in Brasilien, dem wichtigsten Kaffeeanbauland der Welt, stiegen die Kaffeepreise 1976. Und weil die Devisen fehlten, konnte viel weniger Rohkaffee eingekauft werden,
Als erste Maßnahme stellte man die preisgünstigste Kaffeemarke, Kosta ein. Außerdem wurde, unter dem Namen Kaffemix, eine neue Mischkaffeesorte mit einem hohem Getreide-Anteil von 50 Prozent in den Handel genommen. Der neue Kaffeemix wurde bald spöttisch als „Erichs Krönung“ bezeichnet. Als dann auch noch Erbsenmehl unter den Kaffeemix gemischt wurde, verstopften die Kaffeefilter und es gab hunderte von Beschwerden aus der Bevölkerung über die schlechte Kaffeequalität.
Die DDR-Regierung erkannte die Notwendigkeit für eine eigene Rohkaffee Versorgung. Als geeignetes Land für eine ausreichende Menge kam Vietnam in Betracht. Bis dahin fand in Vietnam kaum Kaffeeanbau statt. Deshalb begann die DDR mit der landwirtschaftlichen Ausbildung in Vietnam. Man lieferte Maschinen und Ausrüstung, Bewässerungssysteme und ein Wasserwerk zur Stromerzeugung. 10.000 umgesiedelte vietnamesische Arbeitskräfte erhielten Unterkünfte und Versorgungseinrichtungen. Als Gegenleistung sollte die DDR zwanzig Jahre lang die Hälfte der Kaffeeernte Vietnams erhalten. Aber der Kaffeeanbau braucht Zeit. Es sollte acht Jahre dauern, 1990 wurde die erste Kaffeeernte aus Vietnam erwartet. In Halle an der Saale hatte man bereits ein großes Kaffeesilo für den Vietnam-Kaffee gebaut und dann fiel die Mauer.
Danach hat Vietnam den Kaffeeanbau mit Krediten der Weltbank weiter betrieben.
Aufgrund der niedrig gelegenen Anbaugebiete und wegen des Klimas waren jedoch Robusta Kaffees angebaut worden, die weniger aromatisch und auf dem Weltmarkt sehr billig sind. Dadurch ist Vietnam zum größten Robusta Produzenten der Welt geworden und nach Brasilien ist Vietnam heute der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt.
Foto: © Kaffeemuseum Burg