Station: [13] Cranach und Luther


Cranach und Luther waren „ziemlich beste Freunde“, sowohl privat als auch beruflich. Luther war 1520 Taufpate von Cranachs jüngster Tochter Anna. Der Hofmaler 1525 Trauzeuge bei Luthers Hochzeit und ein Jahr später Taufpate für Johannes, dem ersten Sohn des Reformators. 

Das erste Porträt, das Cranach von Luther schuf, war im Jahr 1520 ein kleiner Kupferstich, der Luther als Augustinermönch zeigt. Der Kupferstich ist im Rahmen neben der Tür zu sehen. Der Aufsteller wurde nach einer Malerei aus dem Jahr 1528 hergestellt. Die in der Cranach Werkstatt hergestellten Luther-Bilder wurden schon im 16. Jahrhundert vielfach kopiert und variiert. Mit den Porträts seines Freundes prägte Cranach das Image des Reformators.

Mit der Illustration des letzten Kapitels des September-Testaments von Martin Luther war Cranach in seinem Element. Luther hatte das Neue Testament während seines Wartburgaufenthalts 1521/22 aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzt. Es erschien Mitte September 1522. Für die Offenbarung des Johannes, die Apocalypse, schuf Cranach bildgewaltige Untergangs- und Erlösungsvisionen: Reitende Skelette, Schwerter schwingende Engel, siebenköpfige Drachen, glühende vom Himmel fallende Sterne. In seinen Bildern versteckte Cranach jedoch auch Papstkritik. Schauen Sie sich einmal die Illustration „die babylonische Hure“ an. Sie hängt im rechten Rahmen links in der oberen Reihe.

Die Hure Babylon gilt im Neuen Testament als Symbol für ein bösartiges Weltsystem, das durch den Antichristen kontrolliert wird. Cranach zeigt sie als Inbegriff des Lasterhaften, des Verruchten, des Verkommenen. Doch – sie trägt eine dreistufige Krone, eine Tiara, also eine Papstkrone. 1522 ein klarer Verweis auf Rom, als das neue Babylon, als die Stadt des Lasters.

Die Offenbarung des Johannes setzte Cranach mit 21 Holzschnittillustrationen ins Bild. An der Wand hängen alle 21 Facsimiles der Holzschnitte aus der Cranach Werkstatt. Zum Vergleich auch ein Holzschnitt von Albrecht Dürer, der die Apocalypse schon 24 Jahre vorher illustriert hatte, jedoch nur mit 15 Szenen.

 

Alle Abbildungen: © Dagmar Trüpschuch und Cranach Stiftung