Station: [2] Schule um 1900


M: Früher hieß es: Stillsitzen, Rücken gerade, Füße fest auf dem Boden und vor allem: kein Gezappel oder Getuschel.

F: Der Schulalltag früherer Generationen war kein Zuckerschlecken! Die Bänke mit ihren Klappsitzen waren hart und mitunter wurden bis zu 50 Kinder in einem Raum unterrichtet: alle Altersstufen von der ersten bis zur achten Klasse.

M: Die Kleinen saßen vorne, die Großen weiter hinten. Auf den Tischen lagen Schiefertafeln oder die wenigen, kostbaren Hefte. In die Vertiefung vorne in der Tischplatte legte man Griffel und Federhalter, unter der Metallklappe befand sich das Tintenfass.

F: Doch wehe, man kleckste und schmierte bei seinen Schreibübungen! Die Sitten waren streng und die Lehrer griffen ohne viel Federlesens zum Rohrstock. Für die Jungen gab es Schläge aufs Hinterteil, für die Mädchen auf die Fingerspitzen.

M: Der Dorfschullehrer war eine ebenso gefürchtete wie geachtete Persönlichkeit, die das dörfliche Leben entscheidend mitbestimmte. Erst als der Erste Weltkrieg zu einem dramatischen Mangel an Lehrkräften führte, durften auch Frauen den Lehrerberuf ausüben.

F: … oder eher Fräulein. Denn wer sich für einen Beruf und eine gewisse Unabhängigkeit entschied, durfte nicht heiraten. Die „Fräulein Lehrerinnen“ trugen strenge, dunkle Kleider und sollten ihr Leben ganz der Kindererziehung widmen. In kleinen Dorfschulen unterrichtete eine Lehrkraft alle Fächer – von Geschichte und Erdkunde über Rechnen, Lesen, Naturlehre, Schreiben bis hin zu Zeichnen. Der Pfarrer unterrichtete Religion und der Kirchenmusiker – der Kantor – Musik.

M: Natürlich waren einige Schulfächer auch nach den Geschlechtern unterteilt: Wo Mädchen in Handarbeit wie Sticken, Stopfen und Nähen unterrichtet wurden, lernten die Jungen Obstbaumzucht und Handwerken.

F: Der Schulbesuch auf dem Dorf diente der Vorbereitung auf ein bäuerliches Leben und vermittelte die dafür notwendigen Fertigkeiten. 

Ende des 19. Jahrhunderts hatten acht Dörfer rund um Bürgel ihre eigene, kleine Dorfschule. 

Im Jahr 1912 eröffnete am südlichen Stadtrand von Bürgel die neue Volksschule – die heutige Gemeinschaftsschule. Hier standen für die unterschiedlichen Klassenstufen sage und schreibe acht Klassenräume zur Verfügung! 

M: Ein bis dahin nie gekannter Luxus!

Fotos: © Förderverein Museum Zinsspeicher Thalbürgel e.V.