Station: [601] Garten des Heuerhauses


M: Gut geschützt hinter einem kleinen Erdwall legten die Ammerländer Bauern ihre Häuser an. Das Heuerhaus stand seit 1768 am Nordufer des Zwischenahner Meers. Anderthalb Jahrhunderte später – im Jahr 1914 – kaufte der Heimatverein den kleinen Eichenwald längs der Straße. Er erwarb das Heuerhaus versetzte es kurzerhand hierher.

F: Das hört sich komplizierter an, als es ist. Ein Fachwerkhaus ist wie ein großes 3D-Puzzle, dessen Holzkonstruktion ohne Weiteres auf- und wieder abgebaut werden kann. Damit alle Balken dann auch wieder an ihren Platz zurückfinden, sind sie mit römischen Ziffern durchnummeriert, die manchmal noch gut sichtbar sind.

M: Der Garten rund um das Heuerhaus war kein Ziergarten in unserem heutigen Sinne, sondern hatte vielerlei Funktionen, die der Heuerfamilie das Leben erleichterten. Schauen Sie sich um. Auf der rechten Seite des Hauses sehen Sie ein improvisiertes Gehege. Hier tummelten sich die Schweine, die durch die Klappe in der Hauswand rein- und rausgelassen werden konnten. Oft genug dürften sie aber auch nicht nur in das Gehege, sondern bis in den Eichenwald gleich dahinter getrieben worden sein. Hier konnten sie sich nach Herzenslust an ihrer Lieblingsspeise sattessen: Eicheln!

F: Gleich hinter dem Gehege (über der Jauchegrube) stand das Toilettenhäuschen. Wenn nicht einmal die Bauernfamilie ein Badezimmer oder eine Toilette im Innenraum hatte, die Heuerleute erst recht nicht!

M: Überhaupt war es so eine Sache mit der Körperpflege: Das dringende Bedürfnis erledigte man in dem bescheidenen Häuschen. Katzenwäsche machte man am Kessel mit heißem Wasser am Herdfeuer. Und einmal pro Woche war Badetag: Da wurde eine Zinnwanne gefüllt, zuerst durften die Jüngsten und dann der Größe nach die Älteren baden. Warmes Wasser wurde jeweils wieder aufgefüllt.

F: Hinten im Garten steht ein kleiner Backofen, dessen intensive Nutzung man ihm bis heute ansieht. Jedes Jahr im Juni wird der Backofen angeheizt und Butterkuchen gebacken – manchmal sind es bis zu 60 Bleche!

Fotos: © Tanja Heinemann