Station: [802] Blaudruck


M: Als die ersten Handelsschiffe den Farbstoff Indigo aus den Kolonien brachten, erlebten die Europäer ihr blaues Wunder. Zuvor hatte man aus der sogenannten Färberwaid-Pflanze einen relativ schwachen Farbstoff gewonnen. Das Indigo aus Ostasien, das etwa ab dem Jahr 1600 nach Europa gelangte, sorgte für leuchtend blaue Stoffe, die in einem aufwändigen Druckverfahren auch noch verziert und mit Mustern versehen werden konnten.

F: Für den sogenannten „Blaudruck“ fertigte man große Holzstempel – sogenannte „Model“ – die die jeweiligen Muster auf das Tuch brachten. Dafür wurden sie in eine wachsartige Masse getunkt, auf das weiße Leinen gestempelt und vorsichtig angeklopft. Damit der Rapport stimmte, damit sich die Muster also gleichmäßig wiederholten, zeigten die Model mit kleinen Markierungen an, wo erneut angesetzt werden musste. War das ganze Tuch vollgestempelt, ging es ins Färbebad, das aus einer Indigolauge bestand.

M: An speziellen Rahmen aufgehängt, ließ man die Tücher vorsichtig in die Lauge herab. Die zuvor bestempelten und durch das Wachs versiegelten Fasern nahmen keine Farbe auf. Die restlichen Flächen tränkten sich mit der dunklen Flüssigkeit. Wenn man das Tuch wieder herauszog, war zunächst die Enttäuschung groß: Statt leuchtend blau hatte sich das Tuch schmutzig gelb-grün verfärbt. Doch das mehrmalige Wiederholen des Vorgangs sowie eine chemische Reaktion mit dem Sauerstoff der Luft ließen schließlich das satte Blau hervortreten.

F: War der Färbevorgang beendet, musste noch die wachsartige Beschichtung herausgewaschen werden. Man nutzte dazu verdünnte Säuren. Kaum hatten die ihr Werk getan, erstrahlten die weißen Muster auf dem tiefblauen Hintergrund. Tatsächlich ein kleines – blaues – Wunder!

Fotos: © Tanja Heinemann