Station: [807] Milchwirtschaft


M: Das Ammerland – das ist nicht nur Geflügelzucht und Schinkenproduktion. Auch das Milchvieh hatte seinen festen Platz im bäuerlichen Alltag früherer Jahrhunderte.

F: Die „Melkföhrmänner“, die von Hof zu Hof fuhren, um die Milchkannen einzusammeln, gehörten bis in die 1950er Jahre fest ins Bild der Ammerländer Dörfer. Der Sohn eines ehemaligen Milchfahrer erinnert sich:

M: „Das Aufladen der Milchkannen begann anfangs in Hollwegerfeld […]. Mein Vater lief zu Fuß nebenher, da er ja alle Augenblicke die Milchkannen auf den Wagen stellen musste und ein Aufsitzen in der Zwischenzeit nicht lohnte. Für das Aufsetzen der Kannen wurde das Gespann in der Regel nicht angehalten. Auch nicht angehalten wurde, wenn die Kessel beim Passieren des Wagens nicht an der Straße standen. Das spielte sich teilweise schon um sechs Uhr ab. Der Landwirt musste bis dahin schon alle Kühe gemolken und die Kannen ordnungsgemäß auf die Straße gestellt haben. Beim Transport wurden bis zu 200 Milchkannen täglich mitgenommen. […] Alle Milchkannen […] mussten mit einem derartigen Schwung auf den Wagen geworfen werden, dass sie sofort an der richtigen Stelle standen und nicht umkippten. Für einen langjährigen Fuhrmann wurde diese an und für sich mühevolle Arbeit schließlich zur Routine. […]

Für die Rückfahrt [aus der Molkerei] wurden die Kannen […] mit Mager- oder Buttermilch gefüllt und dann bei den jeweiligen Betrieben wieder abgesetzt.“

F: Friedrich Hobbensiefken – genannt „Kleßen Fiet“ – betrieb diese anstrengende Arbeit zunächst mit Pferdefuhrwagen, dann mit einem Trecker. Ende der 1970er Jahre mussten er und sein Sohn den modernen Tankwagen weichen.

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Zitiert nach: Chronik des Landkreises Ammerland, Lohne: 2005, S. 220.

Fotos: © Tanja Heinemann