Station: [113] Unnerschlag mit Taubenkäfig


F: Hier ist also der Essplatz der Bauernfamilie. Mit einem großen Tisch und vielen Stühlen…

Eule: Ich sage ja: sehr kompliziert! Uns Eulen reicht ein schöner, dicker Ast, um unsere Mahlzeit zu verspeisen. Teller, Gläser, Messer, Gabeln… das ist doch alles Unsinn. Man braucht einen spitzen Schnabel und ein paar scharfe Krallen, das ist alles. Und essen tut man am besten allein. Denn sonst kommen die anderen und nehmen einem noch etwas von der Beute weg.

F: Na, bei den Menschen, da läuft das etwas anders. Die essen gerne zusammen und teilen ihr Essen.

Eule: Vollkommen unverständlich!

F: Und ihre Tauben, die schauen ihnen dabei zu.

Eule: Ihre Tauben? Die sitzen doch draußen, auf dem Dach!

F: Aber ein paar Tauben sind auch hier drinnen. Siehst du den Käfig an der Wand?

Eule: Ein… Käfig?!

F: Ja, da hatten die Bauern ein paar Tauben eingesperrt. Die ihnen Gesellschaft leisteten. Und gleichzeitig konnten die Menschen sehen, ob die Luft im Haus noch gut war. Denn je nachdem, wie sich die Tauben verhielten, wussten die Menschen, ob sie mal die Fenster aufmachen und lüften mussten oder eben nicht.

Eule: Und dafür mussten sie die armen, armen Tauben einsperren? In so einem kleinen Käfig? Das ist ja… das ist ja… Taubenquälerei!

F: Wie man es nimmt. Dafür haben die Tauben hier ihre Körnchen gekriegt. Und sie waren in Sicherheit vor Greifvögeln wie dir.

Eule: Nein, nein und ganz entschieden: nein! Damit will ich nichts zu tun haben! Die Menschen mögen kompliziert sein und ein Problem mit ihren Federn haben. Aber das kann ich nicht gutheißen. Arme Tauben einsperren, denen es doch draußen viel besser gehen würde. Ich bin empört und verabschiede mich. Mit Nachdruck.

F: Aber Eule!... Weg ist sie! Na gut, der Käfig ist wirklich etwas klein für die Tauben. Aber dass sie sich gleich so aufregt. Na ja, sie ist halt eben auch ein Wildvogel. Die wollen nicht eingesperrt sein. Muss man verstehen.

Fotos: © Tanja Heinemann