Station: [201] Mühlenachse


F: Hier, schau mal unter den Tisch. Hier liegt ein riesiger und auch riesig interessanter Teil einer Windmühle. Gleich unter dem langen Tisch, so dass man ihn kaum bemerkt.
Dieses lange Holz ist der Stamm eines einzigen Baumes. Der muss richtig groß und alt gewesen sein. Und dieser dicke Holzbalken war früher in einer Mühle verbaut. Ganz oben, in dem Hut oder besser gesagt: der Kappe. Das ist der Teil der Mühle, der sich drehen kann, damit die Flügel immer richtig im Wind stehen. 
Und wenn die Flügel sich dann drehen, dann drehen sie auch diesen riesigen Balken. Und der treibt dann mehrere Zahnräder an, die wiederum die Mühlen und Mahlsteine antreiben. Das ist alles eine ziemlich komplizierte Sache. Aber das ist nötig, damit das Getreide schließlich zu feinem Mehl gemahlen werden kann.
Da war eine Menge Windkraft und eine Menge Arbeit für nötig. Und wenn dann alles Getreide fertiggemahlen war, wenn der Müller also Feierabend hatte, dann hat er die Windmühlenflügel angehalten. Und dabei hatte er seine Geheimsprache. Willst du wissen, wie die ging? Hinter dem großen Holzbalken an der Wand siehst du vier Bilder in Rahmen. Sie zeigen eine gezeichnete Mühle.

Wenn die Flügel ganz gerade nach oben und unten und ganz gerade zur Seite standen, dann wollte der Müller damit sagen: Es ist noch nicht Feierabend. Aber ich mache mal kurz Pause.

Wenn die Flügel wie ein X stehen, dann wollte der Müller sagen: Jetzt ist Feierabend! Hier braucht niemand mehr mit seinem Pferd und seinem Wagen zur Mühle zu kommen. Ich mache jetzt Schluss.

Wenn der untere der vier Flügel leicht nach rechts zeigte, dann hieß das: Hier ist jemand gestorben. Wir sind alle traurig und deswegen wird heute auch kein Mehl gemahlen.

Und wenn der untere der vier Flügel leicht nach links zeigte, dann hieß das genau das Gegenteil. Nämlich: Hier ist etwas Tolles passiert. Vielleicht weil ein Kind geboren wurde. Oder weil eine Hochzeit gefeiert wurde.
Alle Leute, die weit weg waren, konnten dann schon von Weitem sehen, was in der Mühle los war und ob es sich lohnte, noch hinzufahren. Wer weiß? Vielleicht gab es ja noch ein Stückchen Hochzeitstorte?

Fotos: © Tanja Heinemann