Station: [703] Der Bargfred


Maus: Oh je! Über diesen Graben kommt niemand drüber! Das Haus dort drüben, das sieht so aus, als lägen dort viele feine Körner und Trockenfrüchte versteckt. Aber wie soll ich bloß hinkommen? Oh! Ich sehe schon! Da ist eine kleine, feine Holzbrücke…

F: Das kannst du machen, kleine Maus. Aber ich würde trotzdem vorsichtig sein.

Maus: Wieso denn?

F: Das ist doch der Bargfred, in dem die Bauern ihr Getreide und ihre Vorräte lagern…

Maus: Genau! Drum eben!

F: Aber der wird doch von der Eule bewacht.

Maus: Die Eule? Gott bewahre!

Eule: Jawohl, die Eule! Die wachsame Eule bewacht der Bargfred. Im Auftrag des Bauern.

Maus: Oh mein Gott! Ich verschwinde!

Eule: Das ist auch gut so. Denn genau wegen gefräßigen Plagegeistern wie dir müssen die Bauern ihre Vorräte in Sicherheit bringen. In einem extra Haus, das auf Stelzen steht, umgeben und gut gesichert von einem richtigen Burggraben! Denn wo kämen wir denn da hin, wenn jede dahergelaufene Maus sich an den Vorräten für den Winter oder den Sämereien für das nächste Jahr gütlich täte!

F: Das mag ja stimmen, liebe Eule. Aber… geht es beim Bargfred wirklich nur darum, die Vorräte gegen die Mäuse zu schützen?

Eule: Nicht nur. Aber auch. Der Bargfred schützt das Hab und Gut des Bauern gegen alle, die es sich einverleiben wollen.

F: Also auch andere Menschen?

Eule: Auch gegen andere Menschen. Räuber und Diebe zum Beispiel. Dafür hat er eine besonders feste Tür und unter dem Dach sogar einen kleinen Boden. Auf diesen kann sich die Bauersfamilie im Falle eines Angriffs zurückziehen. Und heraneilende Hilfe abwarten.

F: Und du würdest dann losfliegen und Hilfe holen?

Eule: Nun ja, ich denke, ich würde vor allem das Geschehen aus sicherer Höhe vom Spitzdach des Bargfreds beobachten. Denn niemand hat so scharfe Augen wie ich, die Eule. Das Hilfeholen, das überlass ich den Menschen. Das können die am besten.

F: Aha, verstehe.

Fotos: © Tanja Heinemann