Station: [112] Romäus-Hellebarde


Sind die angeblichen Großtaten des Villinger Stadthelden Romäus in Wahrheit "Fake News"? In der Figur des Remigius Mans, der historisch in der Zeit um 1500 belegt ist, verschwimmen Wahrheit und Legende. Sein überlebensgroßes Bildnis ziert bis heute den Michaelsturm, der im Volksmund den Namen Romäusturm trägt – Sie sehen ihn, wenn Sie zu Ihrer Linken aus dem Fenster schauen. Dass er aus diesem Turm geflohen ist, in den er wegen der Beleidigung des Stadtschreibers Hans von Frankfurt gesperrt wurde, entspricht wohl der historischen Realität. Unwahr ist hingegen, dass er im Schweizerkrieg ganz allein die Küssaburg verteidigt haben soll. In Wahrheit desertierten seine Soldaten und überließen die Burg den Feinden. Ein "Fake" ist wohl auch die hier ausgestellte Hellebarde. Sie soll in der Spitalkirche aufgehängt gewesen sein und den Platz bezeichnet haben, an dem der Riese begraben lag. Romäus hat diese Hellebarde sicher nie zu Gesicht bekommen. Ihre krude Ausführung macht sie für den Kampfgebrauch untauglich. Womöglich wurde sie erst im 19. Jahrhundert als bewusste Fälschung geschaffen. Objekte, die mit dem Helden in Verbindung standen, besaßen fast den Status von Reliquien. Für die Altertümersammlung waren sie daher eine besondere Zierde.

Foto: © Franziskanermuseum