Station: [17] Hüfinger Hansel


Nicht immer löste Spiegelhalders "Sammelleidenschaft" Bewunderung und Anerkennung aus. Auf der Suche nach besonderen Schätzen stieß er auch auf Unverständnis. Er berichtete: "Ich war bald als eine Art Halbnarr bekannt… Mehr wie einmal ist es mir passiert, dass, wenn ich nach altem Zeug fragte, mich die Leute zuerst fixierten und dann plötzlich in ein lautes Lachen ausbrachen. Man hielt mich für nicht ganz recht im oberen Stüble". So mag ihm das Weißnarrenkostüm mit dem "Zunftmeister aller Narren" auf dem Rücken wie ein Alter Ego vorgekommen sein. In gewisser Weise hielt auch Spiegelhalder seiner Umgebung den Spiegel vor. In seiner Sammlung reflektierte er das Bild des Schwarzwalds aus der Sicht seiner Zeit. Angeregt durch die Lektüre der Bücher des Pfarrers und Volksschriftstellers Heinrich Hansjakob versuchte er, eine Welt, die im Schwinden begriffen war, in seiner Sammlung zu retten. Ein anderer Künstler, der Spiegelhalder beeinflusste und den er auch persönlich kannte, war der Hüfinger Lucian Reich. In dessen beliebtestem Buch "Hieronymus" von 1853 findet sich eine Zeichnung: Hüfinger Hansel tragen Apfelkörbe und Bierkrüge, mit denen sie das Publikum locken und narren. Kinder bücken sich nach dem geworfenen Obst oder wollen es mit ihren Kopfbedeckungen auffangen. In der Villinger Sammlung ist der Hüfinger Hansel das einzige Weißnarrenkostüm. Vielleicht ließ sich Spiegelhalder bei der Aufnahme dieses Kostüms in die Sammlung von seinen Erinnerungen an die Hieronymus-Lektüre leiten.

Foto: © Franziskanermuseum