Station: [31] Oskar Spiegelhalder über seine Sammlung


"Es war anfangs der 90er-Jahr, als mir zufällig Schriften des altbekannten Herrn Hansjakob in die Hände fielen. In denselben spricht er nun so oft von dem Abkommen des Alten, sowohl in Sitte, Kleidung und Hausrat, dass ich mir sagte, ja, der Herr Stadtpfarrer hat Recht. Ich muss mir doch für später einiges als Andenken an unsere Vorfahren kaufen. So wurde nun ein altes Frauenkostüm und ein alter Kasten erstanden und die alten Familiensachen sorgsam zusammengebracht. Das waren die ersten Anfänge. Sie wurden in einen Winkel gestellt und weiter gar nicht mehr beachtet. Auf einer meiner Geschäftsreisen geriet ich dann ganz zufällig in das Berliner Volks-Museum. Ich sah und staunte, fasste aber auch sofort die Idee, für unsere Gegend die volkstümlichen Gegenstände weiter zu sammeln. Nach Hause zurückgekehrt ging es sofort an die Arbeit. Und da traf ich dann auch gleich meinen Hauptagenten, der mir mit der Zeit eine außerordentliche Hilfe beim Sammeln wurde. Da ich werktags höchst selten aus dem Geschäft wegbleiben konnte, so musste ich Sonntags meinen Liebhabereien nachgehen. Er aber ging unter der Woche auf die Suche. So haben wir zwei die ganze Gegend abgestreift und ich war bald als eine Art von Halbnarr bekannt. Denn das, was ich kaufte, betrachtete man als alten Krust und wertlosen Kram. Mehr wie einmal ist es mir passiert, dass, wenn ich nach altem Zeug fragte, mich die Leute zuerst genau fixierten und dann plötzlich in ein lautes Lachen ausbrachen. Man hielt mich für nicht ganz recht im oberen Stüble.

Auf meinen Streiferen lernte ich Land und Leute unserer Gegend genauer kennen und beide sind mir, je mehr ich mich mit ihnen befasste und je mehr ich mich in sie vertiefte, desto mehr ins Herz gewachsen. Es ist ein gutes, fleißiges und sparsames Volk, das sich da müht und plagt, um dem kargen Boden seine Labensbedürfnisse abzuringen oder in den Fabriken sich sein Brot zu verdienen.

Viele Anregungen zur heimatlichen Volkskunde verdanke ich Herrn Stadtpfarrer Hansjakob. Wenn die prächtigen Gestalten seiner Wälder-Bauern mich packten und ich sinnend über das Buch in das endlose norddeutsche Flachland blickte, trat die Heimat mit ihren Bergen und Wäldern, mit ihren Tälern und Bewohnern so groß und schön vor meine Seele, wie ich es daheim nie gefühlt habe."

Foto: © Franziskanermuseum