Station: [11] Haus 1_1.OG: Die Garnisonsgeschichte, Teil 1


F: Eine Einladung zum Tee? Eine Verhaftung? Was wollen die beiden Infanterie-Soldaten im Wohnzimmer der Dame des Hauses?

M: Hofgeismar war eine wehrhafte mainzische Festung. Die Stadt wurde von 1220 bis 1230 ummauert, um sich gegen die benachbarten Länder Hessen und Braunschweig zu verteidigen. Hofgeismar ist somit eine der ältesten Garnisonsstädte Deutschlands. Die Garnison hat die Entwicklung, Bedeutung und das Bild der Stadt über Jahrhunderte beeinflusst.

F: Im 14. Jahrhundert stationierte Mainz hier 60 Soldaten zum Schutz der Stadt. Zwischen 1618 und 1648, während des Dreißigjährigen Kriegs, besetzte die kaiserliche Armee unter General Tilly die Stadt für siebeneinhalb Jahre, was die Gemeinde aufgrund der hohen Stationierungskosten finanziell ruinierte.

M: Während des Siebenjährigen Kriegs von 1756 bis 1763 war Hofgeismar für längere Zeit von französischen Truppen belagert. Wiederum blutete die Stadt aus. 1788 ritt das hessische Dragoner Regiment von Prinz Friedrich in Hofgeismar ein, sechs Jahre später wurde es durch die Leibdragoner abgelöst, einer von Großherzog Ludwig den Dritten ernannten Reiter-Brigade. Die diensthabenden Soldaten der Schwadronen wohnten in Privatquartieren innerhalb der Stadt. Die Beziehung zwischen den Soldaten und der Bevölkerung galt als gut.

F: Die Szene könnte also bedeuten, dass die Soldaten und die Dame des Hauses unter einem Dach leben. Wahrscheinlicher ist aber, dass sie der Frau mitteilen, dass ihr Mann in Südwest-Afrika gefallen ist. Dafür spräche die Trauerkleidung der Frau.

M: Noch bis 1841 wohnten die Soldaten in Bürgerquartieren, gleich ob sie aus dem französischen Garde-du-Corpes-Regiment unter dem „westfälischen König“ Jeromes Bonaparte, einem Bruder Napoleons, in Hofgeismar stationiert waren, oder später als Husaren unter Wilhelm den Zweiten. Dann zogen sie in die neu errichtete Kaserne ein. Es kam der Erste Weltkrieg, es kam der Zweite Weltkrieg, 1949 übernahmen Polizei und Bundesgrenzschutz die Kaserne.

F: Und 1963 wurde Hofgeismar sogar wieder Garnisonsstadt!

M: Erst am 30. September 1993 gab die Bundeswehr den Standort Hofgeismar auf. Heute ist die Manteuffel-Anlage ein Wohngebiet mit Geschäften, Behörden und einer Schule …

F: … und die Garnisonsgeschichte von Hofgeismar ist nur noch im Stadtmuseum zu erleben.

M: Schauen Sie sich dazu die Vitrinen an! Besonders die Vitrine zu Ihrer Linken. Dort hören wir uns wieder.

Fotos: © Stadt Hofgeismar / Paavo Blåfield