Station: [16] Haus 2_1. OG: jüdische Geschichte


F: Schon ab 1470 lebten in Hofgeismar Juden. Und bis zum 18. Jahrhundert hatte sich in Hofgeismar eine aktive jüdische Gemeinde entwickelt. Die Kinder gingen zur Schule, die Eltern führten Geschäfte, sie waren Nachbarinnen und Nachbarn. Ihr Leben änderte sich drastisch, als Hitler 1933 die Macht übernahm und die Nazis systematisch anfingen, Juden und Jüdinnen zu verfolgen, in Konzentrationslager zu sperren und zu ermorden. Dunkle Zeiten brachen an – in Deutschland, und auch hier, in Hofgeismar.

M: Der Geschichte der Jüdinnen und Juden in Nordhessen haben wir daher eine eigene Ausstellung gewidmet. Anhand von Originalen, die uns teilweise von jüdischen Familien überlassen wurden, bewahren wir ihre Geschichte bis zum Endes des Nationalsozialismus. Unser Schwerpunkt liegt auf dem 19. und 20. Jahrhundert.

F: Wir erinnern jedoch nicht nur an die Geschichte des jüdischen Volkes, wir betreiben auch lebendige Forschungsarbeit. Der angrenzende, mit weit über 2000 Bänden ausgestattete Bibliotheks- und Arbeitsraum zur jüdischen Kultur und Geschichte, ermöglicht uns weitergehende Studien und Nachforschungen.

M: Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Hofgeismar eine Synagoge, eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof – in der Ecke sehen Sie einen alten Grabstein, der bei Ausbesserungen der Stadtmauer gefunden wurde.

F: Bereits 1764 konnten die jüdischen Familien der Stadt eine Synagoge bauen – im Stil eines Fachwerkhauses. Der kleine Vorbau zur Straße hin war der Thoraschrein, das heilige Herzstück einer jeden Synagoge. In ihm wurden die Thorarollen mit der Botschaft Gottes aufbewahrt. Das Bild an der Wand zeigt das Innere der Synagoge – den Gebetsraum mit Vorlesepult zum Auflegen der Thorarolle. Dahinter liegt der zweiflügelige Thoraschrein. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge verwüstet, später wurde sie abgebrochen. Heute erinnert eine Gedenktafel am Petriplatz 5 an das Gotteshaus.

M: Gehen Sie nun durch die Tür zur langen Vitrine auf der rechten Seite.


Foto 1: © Stadt Hofgeismar / Paavo Blåfield

Foto 2: © Dagmar Trüpschuch