Station: [17] Haus 2_1. OG: Historie


M: Das Motto, das sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung zieht, lautet: „Juden, das waren Hessen, das waren Deutsche“. Wir betonen damit die Integration, die Assimilation einer religiösen Minderheit in die christliche Mehrheitsgesellschaft.

F: Auf der rechten Seite dieses Raumes zeigen wir historische Belege, die diese Spur ab 1850 bekräftigen. Auf der linken Seite zeigen wir vornehmlich religiöse Bräuche und die Alltagskultur unserer jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen.

M: Die jüdischen Einwohner dieser Stadt galten seit 1807 als gleichberechtigte Bürger. Sie waren im Handel tätig, hatten Geschäfte, betrieben Vieh- und Geldhandel. Von ihrem Geschäftsleben zeugen Geschäftsbriefe, Rechnungsköpfe und Werbeanzeigen jüdischer Gewerbebetreibender und Privatpersonen. Doch die Gleichberechtigung stand nur auf dem Papier, denn …

F:  … bis etwa 1870 waren Juden vielerorts in Zünften nicht willkommen. In Hofgeismar jedoch gab es zahlreiche jüdische Zunftmitglieder, was wir mit Nachweisen belegen können. Eine besondere Bedeutung hatte das Handwerk des Metzgers für die Juden. Davon zeugt das Buch der Hofgeismarer Metzgerszunft, das Sie hier sehen.

M: Doch warum gerade Metzger?

F: Das Judentum hat bestimmte Voraussetzungen für den Verzehr von Speisen. Fleisch für den Verzehr muss „rein“, also koscher sein, dafür muss das Tier rituell geschächtet werden, also ausbluten, bevor es verzehrt wird. Dieses Handwerk beherrschten damals die Juden.

M: Nun kommen wir zu dem Gemälde aus dem Jahr 1860, das eine lebhafte Szene auf dem Marktplatz in Hofgeismar zeigt. Hier ist der Apotheker Sander mit dem jüdischen Handelsmann Heilbrunn in ein reges Gespräch vertieft. Sie stehen unten rechts vor dem Fachwerkhaus. Die Familie Heilbrunn war eine alteingesessene jüdische Familie, die am Marktplatz lebte. Auch das Foto an der gegenüberliegenden Wand …

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F: … handelt von einem Familienmitglied der Familie Heilbrunn. Das Foto dokumentiert eine Feuerwehrübung, die am Haus des jüdischen Feuerwehrkommandanten Louis Heilbrunn durchgeführt wurde. Sowohl dieses Foto als auch das Bild vom Marktplatz symbolisieren das nachbarschaftliche und freundschaftliche Miteinander beider Religionen, das nach 1933 ein jähes Ende fand.

M: Im folgenden Raum geht es um die religiösen Bräuche im Judentum. Gehen Sie bitte zur Vitrine mir der großen Thora-Rolle.


Foto 1: © Dagmar Trüpschuch

Foto 2: © Stadt Hofgeismar / Paavo Blåfield