Station: [2] Stadtzentrum und Verkehrslage


Nach dem Sieg über Karthago dehnte sich das IMPERIUM ROMANUM innerhalb von drei Jahrhunderten immer weiter aus. Unter Kaiser TRAIAN (98-117 n. Chr.) erreichte es seine größte Ausdehnung: Von Äthiopien im Süden bis zur Nordgrenze Englands; vom Atlantik im Westen bis zum Kaspischen Meer im Osten. Alle eroberten Gebiete wurden mit Straßen erschlossen, militärisch gesichert und als Provinzen von Beamten verwaltet. Unser heutiges Land Baden-Württemberg gehörte zwei römischen Provinzen an. Der badische Landesteil sowie das mittlere Neckarland zählten zur Provinz Obergermanien GERMANIA SUPERIOR, dessen Statthalter seinen Sitz in Mainz MOGONTIACUM hatte. Der Bodensee LACUS BRIGANTINUS, Oberschwaben, die mittlere Alb, die Ostalb und das Remstal östlich von Lorch waren Teil der Provinz Raetien PROVINCIA RAETIA mit Statthaltersitz in Augsburg AUGUSTA VINDELICUM. Dort, wo der Oberlauf des Neckars das enge, tief in den Muschelkalk eingeschnittene Tal verlässt und eine breite Talaue erreicht, war ein hervorragender Platz zum Siedeln: Der Fluss bietet an dieser Stelle einen bequemen Übergang; im Westen gibt die schmale Porta suevica einen natürlichen Schutz; im Osten sind die Böden der weiten Senke landwirtschaftlich gut nutzbar. Dank der überlieferten römischen Inschriften sind wir nicht nur über den Namen der Siedlung, sondern auch über deren Rechtsstellung informiert. Der Name deutet auf eine keltische Vorgängersiedlung hin. SUMELOCENNA und das umliegende Land erhielten spätestens zur Zeit des Kaisers TRAIAN (98-117 n. Chr.) den Verwaltungsstatus einer kaiserlichen Domäne SALTUS. Um die Mitte des zweiten Jahrhunderts wird das südliche mittlere Neckargebiet als Gebietskörperschaft CIVITAS organisiert. SUMELOCENNA wird zum Hauptort der CIVITAS SUMELOCENNENSIS. Als Zentrale und Verwaltungssitz des Gebietes erfährt es eine weitere Aufwertung. Die Siedlung erhält durch aufwendige Bauten ein städtisches Gepräge, auch wenn sie im rechtlichen Sinne keine Stadt, sondern nur ein VICUS war. In römischer Zeit führten mehrere wichtige Straßen über SUMELOCENNA in alle Richtungen Südwestdeutschlands. Die bedeutendste unter ihnen war für SUMELOCENNA die große Fernstraße von der Schweiz über das MUNICIPIUM ARAE FLAVIAE (Rottweil) - SUMELOCENNA (Rottenburg) - GRINARIO (Köngen) - AQUILEIA (Heidenheim) bis nach REGINUM (Regensburg). Diese Route ist auch noch auf der Tabula Peutingeriana eingetragen, einer mittelalterlichen Kopie einer römischen Straßenkarte aus der Mitte des vierten Jahrhunderts. Dort findet sich - besonders gekennzeichnet durch eine Signatur mit zwei Türmen - ebenfalls der antike Name Rottenburgs, und zwar in der Schreibweise SAMULOCENIS.

 

Foto 1-6: © Sumelocenna - Römisches Stadtmuseum Rottenburg am Neckar, Steffen Schlüter

Foto 7: © Römerstraße Neckar-Alb-Aare e.V.