Station: [4] Latrine und Wasserleitung


SUMELOCENNA verfügte über ein städtisches Kanalisationssystem. Bei dem Kanal handelt es sich vermutlich um den zentralen Abwasserkanal, CLOACA MAXIMA, der den Unrat aus der Siedlung zum Neckar transportierte. Unmittelbar darüber hatte man praktischerweise eine öffentliche Toilette, eine LATRINA, eingerichtet.

Wohn- und Handwerkerquartiere waren nur selten an die Kanalisation angeschlossen und hatten daher auch keine eigene Toilette mit Spülung. Sie benutzten Nachttöpfe und -stühle oder suchten gegen Entgelt eine öffentliche Toilette auf.

Antike Latrinen waren im wahrsten Sinne des Wortes öffentlich: Hier traf man sich, saß nebeneinander und unterhielt sich mit dem Sitznachbarn. Die Größe der Anlage und die ausgetretenen Treppenstufen sprechen für ihre häufige Benutzung. Über den Sitzen war die Wand mit bunten Fresken in Rot, Gelb, Violett und Grün aus dem späten zweiten Jahrhundert bemalt worden.

Die private Entsorgung des Nachttopfes führte anscheinend zu Problemen: Man scheint sie des Öfteren kurzerhand samt Inhalt aus dem Fenster befördert zu haben. Dieser "anrüchige" Umstand machte gesetzliche Regelungen notwendig, wie sie in den überliefert sind:

"Wenn von einem Haus eines dieser Geschosse heruntersaust und einem freien Mann eine körperliche Verletzung zufügt, so soll der Richter dem Opfer außer der Bezahlung des ärztlichen Honorars und der anderen Kosten, die durch die Heilung entstehen, auch die Erstattung der durch die verursachte Arbeitsunfähigkeit entgangenen Gelder zubilligen.“

Quelle: DIGESTEN des römischen Juristen DOMITIUS ULPIANUS (um 215 n. Chr.)

SUMELOCENNA ist im rechtsrheinischen Gebiet bislang die einzige Stadt, in der eine gemauerte Frischwasserleitung nachgewiesen werden konnte.

Die Quellfassung wurde bereits 1893 oberhalb des mehr als 7 Kilometer entfernt liegenden Ortes Obernau entdeckt. Die gemauerte Wasserleitung mündete in einen Sammelbehälter im Bereich der heutigen Landesvollzuganstalt von Rottenburg. Ihr Gefälle von 0,33 Prozent ermöglichte es, 74 Liter Frischwasser pro Sekunde zu fördern. Vom Sammelbehälter aus konnte es über komplizierte Deichelleitungssysteme in die verschiedenen Gebäude geleitet werden. Im Stadtgebiet sind zahlreiche eiserne Deichelbüchsen gefunden worden; mit ihnen wurden die aus Holzstämmen gebohrten Rohre verbunden.

In den Wohn- und Handwerkervierteln war es mit der Wasserzufuhr nicht immer gut bestellt. Die Bewohner mussten sich meist mit Brunnen begnügen. Nur selten wurde das Quellwasser bis in die Privatquartiere geleitet, denn die kommunale Wasserzufuhr war eine Dienstleistung, die Geld kostete und die sich nicht jeder leisten konnte.

 

Foto 1-10: © Sumelocenna - Römisches Stadtmuseum Rottenburg am Neckar, Steffen Schlüter