Station: [4] Latrine und Wasserleitung


Tief unter den gepflasterten Straßen von SUMELOCENNA voll von geschäftigem Treiben rauschte einst ein beeindruckendes Bauwerk: Die zentrale Abwasserleitung, die sogenannte Cloaca Maxima. Dieser Hauptkanal führte den Unrat der Stadt direkt zum Neckar – eine clevere Lösung für ein sauberes Stadtbild. Und noch praktischer: Genau darüber befand sich eine öffentliche Toilette, eine Latrina. So konnte das Abwasser gleich weitergeleitet werden – effizient und durchdacht. 

Doch nicht alle Bewohner hatten es so bequem. In den Wohn- und Handwerkerquartieren fehlte meist der Anschluss an die Kanalisation. Private Toiletten mit Spülung? Fehlanzeige. Wer dort lebte, nutzte Nachttöpfe oder einfache Toilettenstühle – oder besuchte gegen Bezahlung eine der öffentlichen Latrinen. 

Diese antiken Latrinen waren tatsächlich öffentliche Orte – im wahrsten Sinne des Wortes. Man saß nebeneinander, plauderte und tauschte Neuigkeiten aus. Die abgenutzten Treppenstufen und die Größe der Anlage zeigen: Hier herrschte reger Betrieb. Und selbst an die Optik wurde gedacht – farbenfrohe Wandmalereien in Rot, Gelb, Violett und Grün schmückten die Wände. Ein Ort der Begegnung – mit Stil.

Aber Sumelocenna hatte noch mehr zu bieten: Eine eigene Frischwasserleitung – und das als einzige bekannte Stadt auf der rechten Rheinseite!   Die Quelle lag über sieben Kilometer entfernt, bei Obernau. Von dort floss das Wasser durch eine gemauerte Leitung in einen großen Sammelbehälter nahe der heutigen Justizvollzugsanstalt. Das Gefälle war minimal – gerade einmal ein Drittel Prozent – aber es reichte, um rund 74 Liter Wasser pro Sekunde in die Stadt zu bringen. 

Von diesem Sammelbecken aus wurde das Wasser über ein ausgeklügeltes System aus Holzrohren, sogenannten Deicheln, in verschiedene Gebäude verteilt. Die Rohre waren mit eisernen Manschetten verbunden – viele dieser sogenannten Deichelbüchsen hat man bei Ausgrabungen gefunden.  

Doch auch hier galt: Wer zahlt, bekommt Wasser. Und nicht jeder konnte sich den Luxus leisten, frisches Quellwasser direkt ins Haus zu bekommen. Die Meisten mussten sich mit den öffentlichen Brunnen begnügen. 

Sumelocenna zeigt eindrucksvoll, wie durchdacht die römische Stadtplanung war – mit einer Technik, die uns auch heute noch staunen lässt.

 

Foto 1-10: © Sumelocenna - Römisches Stadtmuseum Rottenburg am Neckar, Steffen Schlüter