Station: [16] Der Anker-Steinbaukasten


Die Legosteine von vor hundert Jahren?

Ganz genau! Das meistverkaufte Spielzeug des späten 19. Jahrhunderts war eine Erfindung der Brüder Lilienthal! Im Jahr 1879 entwerfen die beiden jungen Männer den so genannten Steinbaukasten. Otto ist gerade Vater geworden, Gustav noch ledig. Und ihre Fähigkeiten ergänzen sich perfekt: Gustav, der Architekt, entwickelt die Farben und Formen der Bausteine, Otto konstruiert die Hochdruckpresse, in der die Steine gefertigt werden. Sie bestehen aus farbiger Kreide, die mit Firnis vermischt bei 200 bar zu den Bausteinen gepresst wird.

Das System ist genial, doch die Vermarktung scheitert – trotz aller Bemühungen der beiden Brüder. Sie verkaufen ihre Erfindung an den Unternehmer Friedrich Adolf Richter aus dem thüringischen Rudolstadt. Der etabliert das Markenzeichen „Anker-Steinbaukästen“, baut eine Firma und einen Vertrieb auf und wird innerhalb weniger Jahre zum Millionär. Enttäuscht verlässt Gustav Lilienthal Europa und schifft sich nach Australien ein, wo er fünf glückliche Jahre verbringen wird.

Der Anker-Steinbaukasten war nicht das einzige pädagogisch wertvolle Spielzeug aus dem Hause Lilienthal. Gustav verkehrt in den Kreisen der Sozialreformer und fortschrittlichen Pädagogen. Nach seiner Rückkehr aus Australien entwickelt er einen Metallbaukasten, der ebenfalls ganze Generationen von Heranwachsenden begeistern wird.

Alle Abbildungen: © Lilienthal-Centrum Stölln