Station: [9] Wie funktioniert Auftrieb?


Lange Zeit hatte man geglaubt, die Vögel müssten riesige Kräfte besitzen, um sich in der Luft zu halten. Tatsächlich aber ist die Form ihrer Flügel entscheidend…. Das erkannten die Lilienthals und legten ihr Augenmerk dementsprechend auf die Form der Tragflächen. Nach ausführlichen Experimenten mit flachen Flächen untersuchten sie gewölbte Körper und stellten eine einfache physikalische Wirkung fest. Sie schrieben:

"Durch die gewölbte Fläche wird die an ihr vorbeistreichende Luft [...] bogenförmig aus ihrer Bahn gelenkt. [...] Diese krummlinige Bewegung der Luftteilchen entspricht […] einer ganz bestimmten Zentrifugalkraft, mit welcher diejenigen Teile der Luft, welche unter der Fläche hindurchgehen, von unten auf die Fläche drücken, während diejenigen, welche über die Fläche hinweggleiten, sich von der Fläche zu entfernen streben und eine ebenfalls nach oben gerichtete Saugewirkung hervorrufen.

Diese „Saugewirkung“ – bzw. der Auftrieb – ist heutzutage fester Bestandteil des Physikunterrichts: Wenn Luftströmung auf eine gewölbte Fläche trifft, bauen sich durch die unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten unterschiedliche Druckverhältnisse an Ober- bzw. Unterfläche auf: Die Luft hat einen weiteren Weg um die Oberkante der gewölbten Fläche zurückzulegen. Sie strömt daher schneller. Ein Unterdruck entsteht – die von Lilienthal so genannte Saugewirkung.

Dieser Sog nach oben wird Auftrieb genannt. Erst diese Erkenntnis erlaubte Lilienthal seine erfolgreichen Flugübungen. Und sie ist die physikalische Grundlage aller Flugzeugkonstruktionen… bis zum heutigen Tag.

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Zitat Vogelflug: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst, Berlin: 1889, S. 80.

Alle Abbildungen: © Lilienthal-Centrum Stölln