Station: [11] Der Taumelscheibenmotor


Josef Maier hatte sich für sein sechstes Lebensjahrzehnt ein ganz besonderes Projekt aufgehoben: die Entwicklung eines neuen Motortyps.

Daher gründete er im Jahr 1982 die Firma E.R.M., was für „Études – Recherches – Mécanique“ stand, also für „Entwicklung – Forschung – Mechanik“. Hier begann er, an seinem Taumelscheibenmotor zu tüfteln. Nach dem Verkauf seiner ersten Firma bei St. Claude an seinen Partner Chevassus im Jahr 1984 konzentrierte er sich voll auf diese neue Aufgabe.

Bei seinem Taumelscheibenmotor handelt es sich um einen kurbelwellenlosen, sehr kompakten Verbrennungsmotor mit hoher Leistung und taumelscheibenartigem Kolbenantrieb und Drehschiebersteuerung.

So lautet die Beschreibung in der Patentschrift. Die Vorteile dieses Motortyps lagen in einem um die Hälfte geringeren Bauvolumen und Herstellungskosten und um etwa 40 Prozent geringerem Gewicht. Weniger Bauteile benötigten weniger Wartung, geringere Reibung brauchte weniger Kraftstoff, und der Motor war sowohl für eine Diesel- als auch für eine Benzinausführung geeignet.

Das Geheimnis des Motors lag in der Taumelscheibe, die die oszillierende Kolbenbewegung in eine rotierende Bewegung umwandelte, die dann zum Antrieb genutzt werden konnte: Dieser Motor besticht durch seinen einfachen Aufbau mit sieben rotationssymmetrisch angeordneten Zylindern mit Doppelkolben. Das bedeutete 14 Brennräume und eine robuste Schlitzscheibensteuerung anstelle von Nockenwellen und Ventilen. Bis zu 370 PS Leistung erreicht dieser Motor, während er in seiner Leichtmetallausführung lediglich 85 Kilogramm wiegt. Weitere Vorteile sind ein geringer Verbrauch und ein praktisch vibrationsfreier Lauf.

Josef Maier baute einen Prototyp für Langzeittests und ließ sich seine Erfindung in Frankreich patentrechtlich schützen. Auf der Suche nach Geschäftspartnern stellte er seinen Motor 1984 in Untertürkheim bei Daimler Benz vor.

Die Ingenieure zeigten sich zwar beeindruckt, hielten diesen Motor aber am besten geeignet für den Einsatz in der Luftfahrt – und so wurde 1985 der Taumelscheibenmotor mit beachtlichem Erfolg auf dem Pariser Luftfahrtsalon in Le Bourget ausgestellt.

Das Konzept fand auch Anerkennung bei Heinz Nixdorf, dem Vorsitzenden der Nixdorf Computer AG. Aufgrund seines überraschenden Todes konnte die bereits besprochene Anwendungsidee aber nicht mehr konkretisiert werden.

Der Traum von der Serienfertigung erfüllte sich nicht. Am 25. Oktober 1995 verstarb Josef Maier nach längerer Krankheit.

Alle Abbildungen: © Gemeinde Frickingen