Station: [42] Der Wagen von Gaisheim


Ein wirklich prächtiger Wagen, der da vor über hundert Jahren in Gaisheim ausgegraben wurde!

Gaisheim ist ein kleiner Ort, Teil der Gemeinde Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts legte dort man die ersten Grabhügel aus der frühen Eisenzeit, der sogenannten Hallstattzeit, frei. Man fand die Gräber wohlhabender Männer und Frauen. Ein Grabhügel stach jedoch besonders hervor: Er enthielt die Überreste eines mit Bronzebeschlägen verzierten Wagens, Pferdegeschirr, ein reichhaltiges Keramikensemble, Messer, einen sogenannten Treibstachel zum Treiben der Pferde und ein Schwert. Die originalen Funde werden in der rechten Vitrine präsentiert.

Nach heutigem Wissensstand dienten solche Wagen für die Beerdigungszeremonie von reichen und bedeutenden Personen, sowohl Männern als auch Frauen. Die vor Ihnen stehende Rekonstruktion basiert auf den Gaisheimer Funden sowie auf Vergleichsfunden in Süddeutschland und Österreich. Es haben sich auch hallstattzeitliche Skizzen solcher Wagen erhalten sowie auch ein kleines Modell aus Blei.

Gehen Sie einmal in die Knie und schauen Sie unter den Wagen: Sie entdecken einen Wagenbaum aus einem einzigen gewachsenen Stück Esche! Der weitere Aufbau besteht ebenfalls aus Esche und Eiche. Werfen Sie auch einen Blick auf die Räder. Der innere der beiden Felgenringe besteht aus einem einzigen, rundgebogenen Stück Holz, was den Wagen sehr belastbar macht. Somit übersteigt die mögliche Belastung bei Weitem das Gewicht einer Leiche und ihrer Grabbeigaben. Man kann also von einer Verwendung dieser Wagen als Transportmittel ausgehen.

Wenn Sie hinter den Wagen treten, sehen Sie: Das Heck ist mit Bronzebeschlägen und eisernen Klappergehängen reich verziert.

Auf der Ladefläche befinden sich die Rekonstruktion eines Schwertes und einer großen graphitierten Keramikschale, beides wohl eher Repräsentationsobjekte. 

In der Hallstattzeit waren nahezu alle Grabbeigaben in Stoffe verpackt. Davon hat sich im Fundgut nichts erhalten. Wir haben ein Tuch nachgewebt, dass einem Fund aus Hochdorf bei Stuttgart entspricht.

Ob diese Wagen farblich gefasst waren, wissen wir nicht. Den Rekonstruktionsvorschlag eines solchen bemalten Wagens finden Sie im Modell eines hallstattzeitlichen Herrenhofs an der Rückwand dieser Abteilung.