Station: [63] Der Fischledermantel


Die Nivchi leben in Sibirien rund um die Mündung des Flusses Amur und auf der Insel Sachalin. In einer Region, in der nur an etwa 30 Tagen die Durchschnittstemperatur über 20 Grad steigt, bedeckt auch die Sommerkleidung den ganzen Körper.

Der Fischledermantel der Nivchi besteht aus dem Leder der schlanken Amurkarpfen, die unseren Forellen ähnlich sind. Für einen Mantel mussten die Häute von über 30 Karpfen verwendet werden. Da die Fische zum Schwanz hin dünner werden, ergänzen kleine, dreieckige Lederteile die Mantelfläche. Auch reichte die Länge der Fische nicht aus, um die gesamte Mantelhöhe abzudecken. Deshalb sind mehr als zwei Fischhäute übereinander am Mantel zu erkennen. Auch die Ornamente erhöhen die Anzahl der verwendeten Häute, da sie auf den fertigen Mantel aufgenäht wurden. So ergeben sich insgesamt über 140 zusammengenähte Einzelteile. Für die insgesamt etwa 100 Meter langen Nähte verwendete man Fischhautgarn.

Mäntel sind nicht die einzigen Kleidungsstücke der Nivchi, die aus Fischhaut hergestellt sind. Auch Handschuhe und Stiefel sind in der Vitrine zu sehen. Sie bestehen aus dem gröberschuppigen Lachsleder. Große Taschen sind ein weiteres Beispiel für die Verwendung von Fischhaut. In allen Fällen erreichte man damit eine wasserabweisende Wirkung. In den Taschen konnte man Stoffe über weite Strecken und trocken transportieren.

Der Rohstoff Fisch war vor 100 oder 200 Jahren noch überreichlich vorhanden. Um 1850 berichteten Reisende, dass sich in kleinen Nebenflüssen die Fische fast selbst ans Ufer schoben, so dass sie im seichten Wasser mit bloßen Händen herausgehoben werden konnten. Im Fluss Amur drohten die Netze der Fischer zu zerreißen, so dass die Boote immer wieder zum Ufer fahren mussten.

Heute sind die Fischbestände gefährdet – unter anderem durch die Wasserverschmutzung internationaler Ölfirmen.