Station: [204] Umwelt der Jungsteinzeit


Brunnen geben nicht nur Auskunft über den technischen und kulturellen Entwicklungsstand des Menschen, sie bergen auch wertvolle Umweltarchive. Pflanzen- und Tierreste wie Früchte, Samen und Pollen, Insekten und Schneckenhäuser oder winzige Knochen von Wirbeltieren haben sich im feuchten Sediment der Brunnenverfüllungen erhalten. Sie stammen entweder aus dem unmittelbaren Brunnenumfeld oder wurden vom Menschen hineingeworfen. Die halbhohen Stelen in diesem Ausstellungsbereich geben einen Überblick über die Tiere und Pflanzen, die als Funde in den Brunnen geborgen werden konnten. Sie ermöglichen es uns die Umwelt und Landwirtschaft in der frühen Jungsteinzeit zu rekonstruieren.

Als die ersten Ackerbauern und Viehzüchter über Böhmen in Sachsen ankamen, fanden sie dicht bewaldete Auen und Eichenmischwälder vor. Ackerflächen mussten gerodet werden und das Holz wurde für den Hausbau verwendet. Anhand des Mengenverhältnisses von Baumpollen und Gräserpollen können wir heute den Beginn der Landwirtschaft ab etwa 5.500 vor Christus nachweisen. Zu dieser Zeit war das Klima besonders günstig: Die Jahresmitteltemperaturen lagen um etwa 2 Grad Celsius höher als heute und es war verhältnismäßig trocken. Die frühen Bauern siedelten in Gegenden mit besonders ertragreichen Böden. Löss, ein eiszeitliches Sediment, bildete eine gute Grundlage für Parabraunerde und Schwarzerde. Die Siedlungen lagen in der Nähe von Flüssen und Bächen. Das Wasser wurde nicht nur als Lebensgrundlage, sondern auch als Verkehrsweg genutzt. Und neben der Landwirtschaft trugen Fischfang, das Sammeln von Wildfrüchten und die Jagd von Wildtieren wie Rothirsch, Reh und Wildschwein mit zur Ernährung bei.

Erstmals in der Geschichte veränderte der Mensch die Natur nachhaltig zu seinem Nutzen. Die sesshafte Lebensweise und die Landwirtschaft führten zu einem deutlichen Bevölkerungszuwachs. Doch sie bargen auch Risiken. Durch den engen Kontakt mit den Haustieren kam es häufiger zu Infektionskrankheiten. Zudem konnten in den Brunnensedimenten Schädlinge nachgewiesen werden, die die Ernte und die Vorräte bedrohten. Auch das Leben in den Häusern wurde dadurch erschwert.