Station: [234] Sachsen in der Völkerwanderungszeit


Hören Sie, was griechische und römische Schriftsteller hier berichten? Seit dem 3. Jahrhundert nach Christus fallen Germanen in die römischen Provinzen und das römische Kernland ein. Als „Germanen“ bezeichnen die Römer die barbarisch lebenden Völker nördlich der Alpen. Diese verstehen sich nicht als ein Volk und wir wissen nicht, wie sich selbst nannten. Der Germanenbegriff ist also ein sprachliches Konstrukt. Doch wie geht es weiter?

Die Germaneneinfälle sind erst die Vorboten der eigentlichen Völkerwanderungszeit, deren Beginn wir mit dem Vordringen der asiatischen Hunnen nach Westen im Jahr 375 nach Christus in Verbindung bringen. Die Folge sind großflächige Stammesverschiebungen der Germanen in ganz Europa. Im Jahr 476 nach Christus setzt der in römischen Diensten stehende germanische Offizier Odoaker den letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustus ab. Und 568 nach Christus ziehen die Langobarden nach Italien.

Die Römer suchten den Bedrohungen durch die germanischen Stämme durch Foederatenverträge zu begegnen. In grenznahen Gebieten siedelten sie Germanen an und beschäftigten germanische Söldner im römischen Heer. Dadurch gelangten römische Münzen und Importgüter nach Germanien. Die germanische Oberschicht orientierte sich am gehobenen römischen Lebensstandard. In dieser Zeit wird zwischen Saale und Spree eine neue Bestattungssitte erkennbar: Die Toten wurden nun nicht mehr verbrannt, sondern in Körpergräbern beigesetzt. In den Gräbern finden sich römische Luxusgüter. In den Vitrinen auf der rechten Seite erblicken Sie einige solcher Grabausstattungen, die der so genannten Niemberger Gruppe zuzuschreiben sind.

In den Vitrinen dahinter sind reiche Grabausstattungen der Merowingerzeit in Sachsen zu sehen. Sie stammen aus der Mitte des 5. bis zum Ende des 6. Jahrhunderts und zeigen bei den Männern Waffen und bei den Frauen Schmuck und Hausgerät. Zudem wurden in den Gräbern beiderlei Geschlechts Gefäße aus Keramik für die Wegzehrung ins Jenseits gefunden. Auch Tierbestattungen, meist Pferde, waren möglich. Die in Reihen angelegten merowingerzeitlichen Gräber sind in Sachsen selten, denn das sächsische Gebiet war zu dieser Zeit bereits dünn besiedelt. Die Grabausstattungen belegen die Zugehörigkeit des heutigen Sachsens zum Thüringer Reich der fränkischen Merowinger.