Station: [302] Vom Mythos Meißen


„An der Elbe ließ er auf einem damals dicht mit Bäumen bestandenen Berge Bauten errichten: hier schuf er die Burg, die er nach einem nördlich davon fließenden Bache Meißen nannte.“

Mit diesen Worten zitiert Dietrich im Schriftzug unter seinem Bild Bischof Thietmar von Merseburg, den wichtigsten Chronisten sächsischer Geschichte des 10. und 11.Jahrhunderts.

Wie Sie am Modell in der vorderen Vitrine erkennen können, war die Burg Meißen noch nicht aus Stein errichtet. Archäologische Funde belegen eine dichte Bebauung des Berges mit Holzhütten und Bohlenwegen. Umgeben war die Anlage vermutlich von einem Holz- Erde-Wall.

Das zukünftige Deutschland befand sich zu dieser Zeit noch in seiner Entstehungsphase. Erst mit dem Frieden von Bautzen 1018 konnten sich die deutschen Könige und Kaiser endgültig ihre Macht in der Mark Meißen sichern.

Von der überregionalen Bedeutung der Burg zeugt das Bruchstück des so genannten Kiewer Eies in der vorderen Vitrine. Es wurde während einer archäologischen Ausgrabung unterhalb der Burg auf dem Heinrichsplatz in Meißen gefunden. Solch mehrfarbig glasierte Toneier wurden zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert in der heutigen Ukraine gefertigt. Das ausgestellte Fundstück ist ein Beleg für die weit gespannten Handelsbeziehungen Meißens in dieser Zeit.

Von den Lebensumständen der Slawen, die zurzeit der Burggründung das Land besiedelten sowie über ihr Zusammenleben mit den ostfränkischen Einwanderern ist nur wenig bekannt. Archäologische Funde, wie die ausgestellten Schmuckstücke und Gefäße aus Keramik, deuten auf ein ähnliches kulturelles Niveau hin.

Mit der Gründung des Bistums Meißen im Jahr 968 begann die Missionierung der ansässigen Slawen. Ein lang andauernder Prozess, der vermutlich ihren Alltag beeinflusste, aber keinen maßgeblichen Einfluss auf ihre materielle Kultur ausübte.

Doch was wissen wir eigentlich über die slawische Religion und wie können wir uns diese Missionierung vorstellen?

Thietmar von Merseburg berichtet in seiner Chronik von heiligen Seen und Hainen der Slawen. Die in der hinteren Vitrine ausgestellten Gefäße waren Opferbeigaben eines heidnischen Rituals und wurden in einem See nahe Leipzig gefunden.

Von einer allmählichen Übernahme der christlichen Religion zeugt die Reproduktion einer Grabplatte mit eingemeißeltem Kreuz. Die Platte bedeckte ein Grab, dem ein slawisches Keramikgefäß beigegeben war. Noch in alten Traditionen verhaftet wurden bereits christliche Symboliken verwendet.