Station: [152] Kindheit, Jugend und Vernetzung


Erich Mendelsohn wurde am 21. März 1887 in Allenstein/Ostpreußen geboren. Sein Vater David Mendelsohn engagierte sich in der jüdischen Gemeinde. Er führte ein kleines Ladengeschäft und Erich wuchs in eher bescheidenen Verhältnissen auf. Bereits als Fünfjähriger will er sich sicher gewesen sein Architekt zu werden. Ähnlich wie Salman Schocken beugte er sich jedoch dem Willen seines Vaters, der eine sichere Stelle für ihn wünschte. So begann Erich eine „bodenständige“ Lehre als Kaufmann in Berlin.

Diese Lehre brach er ab, um in München Volkswirtschaftslehre zu studieren. Aber auch dabei hielt es ihn nicht. Er wechselte zur Architektur – zunächst in Berlin, dann wieder in München, wo er 1912 sein Diplom an der Technischen Hochschule machte. Noch im gleichen Jahr ließ er sich als freier Architekt in München nieder und eröffnete 1918 ein Büro in Berlin.

Eine wichtige Inspirationsquelle für Erich Mendelsohn war die Musik. Werke vor allem von Johann Sebastian Bach beflügelten ihn beim Skizzieren. Auch Mendelsohns Frau war Musikerin. Die Cellistin Luise Maas lernte er im Sommer 1910 kennen, als sie gerade einmal 16 Jahre alt war. Es entwickelte sich ein reger Briefkontakt. Doch Luises Familie stand der Bekanntschaft anfangs skeptisch gegenüber, denn Erich entsprach nicht dem sozialen Status der Familie Maas.

1915 heirateten Erich und Luise. Ein Jahr später wurde ihre Tochter Esther geboren. Die Mendelsohns pflegten Kontakte zu Musikern, Künstlern und Architekten, zu Wissenschaftlern und Politikern. Da sie mehrfach emigrieren mussten, begegneten sie sehr vielen und verschiedenen Persönlichkeiten. Dazu gehörten unter anderen die Maler Lyonel Feininger und Max Pechstein, die Architekten Ludwig Mies van der Rohe und Frank Lloyd Wright, die Physiker Albert Einstein und Erwin Finlay Freundlich und der Präsident der Zionistischen Weltorganisation und spätere erste Staatspräsident Israels, Chaim Weizmann. Dieses Netzwerk kann als Ausdruck seiner Zeit verstanden werden.