Station: [157] De La Warr-Pavillon, Bexhill-On-Sea


Dieses Modell zeigt das erste geschweißte Stahlskelettgebäude in Großbritannien. Das in den letzten Jahren aufwändig sanierte Kurhaus wurde im Jahr 1935 in Bexhill-on-Sea an der englischen Südküste errichtet. Es sollte ursprünglich Teil eines Vergnügungszentrums mit Hotelkomplex, Kino und Schwimmbad werden. Der Bürgermeister von Bexhill, Earl De la Warr, ließ dafür einen Wettbewerb ausschreiben. Ziel war es, mehr Gäste aus dem nördlich gelegenen London in die Stadt am Meer zu ziehen.

An diesem Wettbewerb nahm der 1933 über Amsterdam nach England immigrierte Erich Mendelsohn teil. Gemeinsam mit dem zu dieser Zeit in England lebenden Architekten und Designer Serge Chermayeff gewann er den ersten Preis. So entstand ein Kurhaus mit Festsaal, Restaurant, Bibliothek und Vortragssaal. Die Südseite,  des Gebäudes ist vollständig in Fenster geöffnet und bietet eine großartige Aussicht aufs Meer. Das Auditorium auf der linken Seite ist fast vollständig geschlossen. Beide Gebäudeteile verbindet das voll verglaste, nachts beleuchtete Treppenhaus.

In den Kreis der britischen Kollegen wurde Mendelsohn herzlich aufgenommen. Gemeinsam mit Serge Chermayeff gründete er ein neues Büro in England, wohin ihm einige seiner Berliner Mitarbeiter folgten. Fünf Jahre später, 1938, nahm Mendelsohn die britische Staatsbürgerschaft an. Er nannte sich Eric und schrieb ab 1941 konsequent in Englisch.

Dennoch fühlte sich Mendelsohn hier nie richtig wohl. Im eher konservativen England wurden seine modernen Bauten als Fremdkörper wahrgenommen. In einem Brief an seinen Freund Oskar Beyer aus dem Jahr 1936 schrieb er:

„Ich misstraue nach dem, was ich hier erfahren habe seit 1914, Europa in höchstem Grade. Ich stehe seiner Überzivilisation ebenso fremd gegenüber wie seiner gesellschaftlichen Schichtung. Ich hasse es, weil trotz aller Ehrung, man mich als Fremden ansieht.“

Obwohl  Mendelsohn für Deutschland in den Krieg gezogen war, wurde er als Jude ausgegrenzt. Die Gefahr eines neuen Krieges nahm er sehr frühzeitig wahr. Er kannte die Auswirkungen eines Krieges. Wie stark die Zeichen darauf standen, zeigt ein Brief vom 29. Juni 1939 an Luise :

„Es sind wirklich erst 8 Tage seit ich hier angekommen bin und ich denke ununterbrochen, wie ich es machen kann, so schnell wie möglich zu Dir zurückzukehren. Die politischen Ereignisse sind sehr bedrohend und sie sind es mit, die mich bewegen, voraussichtlich schon am 6. July von Marseille abzufahren.“

Noch im Sommer des gleichen Jahres zog die Familie nach Jerusalem. Hier hatte Mendelsohn seit 1935 eine Außenstelle, von der aus er Aufträge im Britischen Mandatsgebiet Palästina bearbeitete. Sein Büro war in einer alten arabischen Windmühle untergebracht, die fortan auch als Wohnsitz diente.