Station: [15] Brauchtumsvitrine


M: Wenn du auf Föhr wohnst oder schon oft hier warst, dann kennst du bestimmt ein paar Bräuche, die es hier gibt. Bräuche sind z. B. Feste, die schon unsere Großeltern gefeiert haben und die auch wir jedes Jahr wieder feiern:

F: Der Kenkenbuum zum Beispiel, den man vor Weihnachten überall auf der Insel in den Fenstern sehen kann. Er war früher so eine
Art Ersatz für den Weihnachtsbaum. Denn auf Föhr gab es nicht genug Bäume und überhaupt keine Tannen, so dass die Menschen
sich etwas Anderes ausdenken mussten. Also haben sie ein Holzgestell gebaut, das aussieht, wie ein Baum. Und an diesem Holzgestell haben sie grüne Zweige befestigt. Dann haben sie es mit Anhängern geschmückt: Plätzchen in Form von Tieren oder Schiffen oder Mühlen… und natürlich Ketten aus Rosinen. Die waren früher eine wertvolle Süßigkeit, weil sie mit Segelbooten aus südlicheren
Ländern hierher transportiert werden mussten. Und schließlich war der Kenkenbuum fast so schön wie ein großer Weihnachtsbaum!

M: Nach Weihnachten kommen dann gleich Silvester und Neujahr. Da wollten die Menschen die bösen Geister vertreiben, und dafür haben sie sich das Rummelpottlaufen ausgedacht. Sie haben sich aus einem Tontopf ein Instrument gebastelt – den Rummelpott – mit dem man seltsame Geräusche erzeugen kann. Und sie haben sich verrückte Verkleidungen angezogen. Zum Beispiel so ein Strohkostüm mit einer Maske aus Schafswolle und Kuhhörnern. Wer so gruselig aussah, der hatte bestimmt im Nu alle bösen Geister verscheucht!

F: Und am Ende des Winters gab und gibt es das Biikebrennen. Immer am 21. Februar wird in jedem Dorf ein ganz großes Feuer angezündet. Weil das Feuer an dem dunklen Winterabend so hell und warm brennt, gibt es eine kleine Vorahnung auf den Frühling.
Die Föhrer Kinder helfen vorher dabei, das Brennmaterial zusammenzutragen z. B. die alten Weihnachtsbäume und Äste und Zweige aus dem Garten. Schon tagelang vorher spielen sie an den Biikehaufen und die älteren Kinder dürfen schon mal kleinere Vorfeuer anzünden. Am Biikeabend ist es immer ein Spaß, mit der Feuerkohle die Gesichter der Eltern anzumalen. Aber darüber ist kein Erwachsener böse.

Fotos: © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum