Station: [10] Frühmittelalterliches Skelett


Nur ein gewöhnliches Skelett? Wer genauer hinsieht, erkennt an der linken Beckenschaufel ein kleines, rundes Loch. Auch an beiden Oberschenkelknochen finden sich solche Perforationen. Sie stammen nicht von Verletzungen oder Krankheiten, sondern vermutlich von Grabräubern. Das Skelett wurde auf dem merowingerzeitlichen Friedhof bei Herrenberg geborgen. Auch dieses Gräberfeld wurde bereits im Frühmittelalter geplündert. In diesem Fall hinterließen die Täter Spuren, die Aufschluss über ihr Vorgehen geben. Offenbar sondierten sie mit langen Metallstangen nach Hohlräumen im Boden, in denen sie Gräber vermuteten. Wenn die Stangen auf Knochen stießen, entstanden Löcher wie diese. Am Fundort Remseck-Pattonville konnten solche Sondierspuren sogar im Bodenprofil dokumentiert werden. Das zeigt, dass die Täter die genaue Lage der Gräber nicht kannten. Sie suchten systematisch, aber ohne Rücksicht auf die Toten. Nicht jeder Eingriff in ein Grab muss Grabraub bedeuten. Manche Spuren lassen sich auch als Teil von Bestattungsriten deuten, die wir heute nicht mehr vollständig verstehen. Im Fall dieses Skeletts aber deutet vieles darauf hin, dass hier gezielt und mit hoher Effizienz nach Beigaben gesucht wurde. Was die Plünderer außer den Knochen fanden, ist nicht bekannt.