Station: [11] Grabtuch von Turin
Wurde auch das Grab Christi geplündert? Im Matthäusevangelium heißt es, der römische Statthalter Pilatus habe Soldaten zur Bewachung abgestellt. Man befürchtete, die Jünger könnten den Leichnam stehlen und später behaupten, Jesus sei auferstanden. Trotz der Bewachung und eines versiegelten Steins war das Grab leer, als Petrus es betrat. Der Körper Jesu war verschwunden. Zurück blieben nur Leinenbinden und ein Schweißtuch, das auf seinem Kopf gelegen hatte. Viele Jahrhunderte später tauchte in Frankreich ein Leinentuch auf, von dem man behauptete, es stamme aus eben jenem Grab. Heute ist es unter dem Namen Grabtuch von Turin bekannt. Es zeigt auf einer Länge von über vier Metern die blasse Abbildung eines männlichen Körpers mit Spuren von Geißelung, Dornenkrone und Kreuzigung. Die Figur erscheint sowohl von vorn als auch von hinten, als sei der Körper vollständig in das Tuch eingeschlagen worden. Wissenschaftliche Untersuchungen widersprechen jedoch der religiösen Deutung. Radiokarbondaten weisen auf eine Entstehung im 14. Jahrhundert hin. Auch stilistische und historische Analysen sprechen für eine mittelalterliche Herkunft. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Fälschung, entstanden in einer Zeit, in der Reliquien besonders begehrt waren. Kirchen wetteiferten um besondere Objekte, um Pilger anzulocken. Ob das Tuch als bewusste Täuschung entstand oder als Ausdruck tiefer Frömmigkeit, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Klar ist nur, dass es keine Antwort auf die Frage gibt, was tatsächlich mit dem Grab Jesu geschah.