Station: [12] Reliquien
Das Wort Reliquie stammt vom lateinischen reliquiae und bedeutet „Überbleibsel“. Im katholischen Glauben spielt die Verehrung körperlicher Überreste von Heiligen sowie mit ihnen verbundener Gegenstände eine zentrale Rolle. Schon im 2. Jahrhundert lassen sich erste Formen der Reliquienverehrung nachweisen. In der Spätantike und im Frühmittelalter nahm sie stark zu. Zahlreiche Wunderberichte trugen dazu bei, dass man den Reliquien heilende und schützende Kräfte zuschrieb. Um den Bedarf an Reliquien zu decken, war aus Sicht der katholischen Kirche auch die Öffnung von Katakomben und die Überführung von Knochen gerechtfertigt. Viele dieser Überreste wurden später in prachtvollen Behältern, den sogenannten Reliquiaren, in Kirchen aufbewahrt. Nach der Reformation hatten zahlreiche Kirchen ihre Reliquien verloren. Um diesen Verlust auszugleichen, wurden unter päpstlicher Aufsicht erneut Gebeine aus Rom ausgegeben. Dabei war unklar, ob es sich tatsächlich um Märtyrer handelte. Diese sogenannten Katakombenheiligen gelangten in viele europäische Länder und wurden dort feierlich in Kirchen ausgestellt. Der offizielle Handel mit Reliquien war zwar kirchenrechtlich verboten, ließ sich aber nie vollständig unterbinden. Rom selbst erhob Gebühren für den Transport und für die Herstellung der kostbaren Reliquienbehälter.