Station: [14] Übermodellierte Schädel
Auf den ersten Blick wirken diese beiden Objekte wie Masken. Tatsächlich handelt es sich jedoch um menschliche Schädel. Sie stammen aus Papua-Neuguinea und wurden nach dem Tod mit großer Sorgfalt übermodelliert. Aus einer Mischung aus Lehm, Pflanzenfasern und Farbe formten Angehörige die Gesichtszüge des Verstorbenen nach. Die Köpfe wurden mit Kaurischnecken, Haaren und Bemalungen verziert und sollten die spirituelle Kraft des Toten widerspiegeln. Dabei handelte es sich keineswegs um Grabschändung – im Gegenteil. Die Grabeingriffe waren Teil eines festgelegten, gesellschaftlich akzeptierten Rituals. In der Regel wurden die Verstorbenen zunächst in einfacher Form beigesetzt. Nach einigen Monaten öffneten die Angehörigen das Grab erneut, um den Schädel zu bergen. Dieser wurde anschließend im Zeremonialhaus aufbewahrt, bei bestimmten Anlässen präsentiert und ins rituelle Leben eingebunden. Man sprach mit ihm, bat um Beistand oder ehrte ihn mit Geschenken. Im weitesten Sinne gehört der Brauch in den Bereich der Sekundärbestattungen. Solche Formen der Begräbniskultur sind weltweit belegt, von den Ahnenkulten Südamerikas über den Mittelmeerraum bis nach Südostasien. Sie zeigen, dass der Umgang mit den Toten nicht immer dem westlichen Verständnis folgt und ein geöffnetes Grab nicht zwangsläufig eine Plünderung darstellen muss.