Station: [16] Apothekengefäß "Mumia"


Das auffällige rote Holzgefäß mit Deckel trägt die Aufschrift „Mumia“. Der Name verrät seinen Inhalt: ein Pulver aus zermahlener ägyptischer Mumie. Über Jahrhunderte hinweg galt dieses Mittel als besonders heilkräftig. Es wurde bei Wunden, Knochenbrüchen, Krämpfen, Fieber und sogar bei psychischen Leiden eingesetzt. In Apotheken war Mumiapulver in kleinen Dosen erhältlich, oft vermischt mit Wein, Öl oder Harz. Die Nachfrage war so groß, dass ganze Schiffsladungen mumifizierter Leichname aus Ägypten nach Europa gelangten. Als die Vorräte knapp wurden, griff man zu fragwürdigen Ersatzstoffen. Frisch Verstorbene wurden geschwärzt, mit Pech behandelt und als „ägyptisch“ deklariert. Auch Fälschungen auf pflanzlicher Basis kamen in Umlauf. Bereits im 16. Jahrhundert äußerten einige Ärzte Zweifel an der Wirksamkeit des Pulvers. Trotzdem hielt sich die Anwendung hartnäckig bis ins 19. Jahrhundert. Erst moderne wissenschaftliche Verfahren und ein verändertes ethisches Bewusstsein führten zum Verschwinden der „Mumia“ aus der Heilkunde. Das hier ausgestellte Gefäß wurde im Jahr 2014 von Geochemikern aus Oldenburg analysiert. Die Untersuchung ergab, dass das Pulver tatsächlich Bestandteile einer altägyptischen Mumie enthält.