Station: [2] Uschebti
Die kleinen Figuren in Mumiengestalt unterscheiden sich in Farbe und Größe. Die meisten bestehen aus Fayence, einer glasierten Keramik. Ihre Arme sind über der Brust gekreuzt, in den Händen halten sie Hacken und Forken. Viele tragen eine dreigliedrige Perücke oder ein Tuch als Kopfbedeckung. Diese Gestaltung verweist auf ihre Funktion: Uschebti sind Stellvertreterfiguren. Im Jenseits sollten sie für den Verstorbenen körperliche Arbeiten übernehmen. Die Hieroglypheninschriften auf vielen Uschebti zitieren einen Zauberspruch aus dem ägyptischen Totenbuch. Dieser sollte die Figuren zum Leben erwecken, sobald der Verstorbene zur Arbeit gerufen wurde. Fast alle altägyptischen Gräber, die wir heute kennen, wurden geplündert. Grabraub war kein Ausnahmefall, sondern die Regel. In vielen Fällen drangen Diebe schon wenige Jahre nach der Bestattung ein. Uschebti wurden dabei meist nicht entwendet. Sie bestanden nicht aus wertvollem Material und galten für Grabräuber als unbedeutend. Deshalb gehören sie oft zu den wenigen Objekten, die in geplünderten Gräbern erhalten blieben. Begehrter waren Schmuckstücke wie der Goldring, der oben rechts in der Vitrine zu sehen ist. Er zeigt das Udjat-Auge, ein Symbol für Heilung und Wiederauferstehung. Die Inschrift nennt den Vornamen des Pharaos Thutmosis IV. Der Ring sollte den Toten im Jenseits schützen. Gold ließ sich einschmelzen, ein solcher Ring konnte aber auch direkt weiterverkauft werden. Es ist bekannt, dass Grabraub vor allem in Zeiten politischer Instabilität und wirtschaftlicher Not stark zunahm.