Station: [3] Kanopenkasten


Der Holzkasten auf dem Boden der Vitrine erinnert in seiner Form an einen kleinen Schrein. Auf der Vorderseite ist eine verriegelte Tür zu sehen, darüber die geflügelte Sonnenscheibe. An den Seiten steht der schakalköpfige Anubis, Gott der Totenriten und der Mumifizierung. Auf dem Deckel befinden sich ein Falke und liegende Schakale. Wahrscheinlich diente der Kasten zur Aufnahme von Kanopengefäßen. Nach altägyptischer Vorstellung konnte die Seele eines Menschen nur weiterleben, wenn sein Körper erhalten blieb. Aus diesem Grund entwickelte sich eine hochspezialisierte Praxis der Mumifizierung. Die Einbalsamierung war streng geregelt und wurde von besonders ausgebildeten Priestern durchgeführt. Zuerst wurde der Leichnam gewaschen und auf einem steinernen Tisch aufgebahrt. Das Gehirn wurde durch die Nase entfernt, der Körper geöffnet und die inneren Organe herausgenommen. Herz, Leber, Lunge, Magen und Darm wurden einzeln behandelt, mit Harz getränkt, in Leinen gewickelt und in Kanopengefäßen beigesetzt. Ein solches Gefäß aus Alabaster und der Deckel eines weiteren Kanopengefäßes flankieren den bemalten Kasten. Nachdem die Organe entnommen waren, wurde der Körper mit Natron getrocknet, mit Harzen und Ölen bestrichen, mehrfach in Leinen gewickelt und mit Amuletten ausgestattet. Die Mumifizierung dauerte etwa siebzig Tage. In dieser Zeit wurde der Tote beklagt und durch magische Handlungen auf das Totengericht vorbereitet. Ziel war es, das Gleichgewicht zwischen Körper, Seele und Kosmos wiederherzustellen und dem Toten eine neue Existenz im Jenseits zu ermöglichen. Überreste von Mumien, die im 19. Jahrhundert durch einen deutschen Forscher geborgen wurden, sind auf dem Boden der Vitrine auf der gegenüberliegenden Seite zu sehen.