Station: [4] Jungsteinzeitliche Schädel
In dieser Vitrine sehen Sie drei menschliche Schädel aus der Jungsteinzeit sowie eine Halskette aus durchbohrten Fischzähnen. Die Funde stammen aus der Höhle Hohlenstein-Stadel im Lonetal und datieren in das 6. Jahrtausend vor Christus. Auffällig ist: Die Schädel wurden ohne zugehörige Skelette niedergelegt. Ihre bewusste Platzierung und die begleitende Fischzahnkette deuten auf eine besondere Form der Bestattung hin. Grabraub ist im Neolithikum kaum nachweisbar. Repräsentative Prunkgräber mit wertvollen Beigaben, wie man sie aus späteren Zeiten kennt, fehlen fast vollständig. Der wirtschaftliche Anreiz zur Plünderung war deshalb gering. Dennoch gibt es vereinzelte Gräber, in denen Knochen oder Schädel isoliert deponiert wurden. Ob es sich dabei um rituelle Praktiken handelt oder um andere Eingriffe, ist schwer zu beurteilen. In Frage kommt zum Beispiel eine sogenannte Sekundärbestattung, also die spätere Umbettung ausgewählter Körperteile. Auch im Fall der Hohlenstein-Funde bleibt die Deutung offen. Die Kette aus 33 Fischzähnen könnte eine gezielte Opfergabe gewesen sein. Es ist aber ebenso möglich, dass sie aus einem zuvor aufgelösten Grab stammt. Der Begriff Grabraub setzt immer eine bestimmte Wertung voraus. Funde wie dieser zeigen, dass man mit Deutungen vorsichtig sein muss.