Station: [5] Unlinger Reiter


Die kleine Bronzefigur zeigt einen Reiter auf einem stilisierten Pferd. Der Oberkörper des Mannes ist aufrecht, das Gesicht kantig und stark vereinfacht modelliert. Die Beine sind nach vorn gestreckt, das Tier wirkt gedrungen und kompakt. Auffällig ist, dass das Pferd zwei Köpfe besitzt und sowohl nach vorn als auch zurück blickt. Die nur wenige Zentimeter große Figur entfaltet eine erstaunliche Ausdruckskraft. Sie gilt als eine der frühesten Reiterdarstellungen nördlich der Alpen. Entdeckt wurde das Figürchen im Jahr 2016 bei der Freilegung eines Grabes bei Unlingen in Oberschwaben. Das Grab stammt aus dem 8. bis 7. Jahrhundert vor Christus und gehört damit in die frühe Eisenzeit. Bereits in vorgeschichtlicher Zeit war der Hügel geöffnet und geplündert worden, wobei die meisten Beigaben verschwanden. Erhalten blieben neben der Reiterfigur noch Reste eines Wagens sowie zerbrochene Keramikgefäße. Bruchkanten an den Beinen der Figur lassen erahnen, dass sie ursprünglich an einem anderen Objekt angebracht war, vielleicht einem Bronzegefäß oder Möbelstück. Aufgrund der Gestaltung vermutet man, dass es sich um eine einheimische Arbeit handelt, die durch Vorbilder aus Südeuropa beeinflusst wurde.