Station: [6] Grabräuber-Spaten
Das Objekt in dieser Vitrine wirkt unscheinbar. Es ist weder aus Gold noch aus Silber, und es trägt auch keine Inschrift, die seine Funktion verrät. Dennoch erzählt es eine bemerkenswerte Geschichte: Es handelt sich um eines der wenigen erhaltenen "Tatwerkzeuge" von Grabräubern – ein hölzerner Spaten aus der Eisenzeit. Gefunden wurde er im keltischen Fürstengrab Magdalenenberg bei Villingen, dem größten Grabhügel Mitteleuropas. Als das Grab 1890 erforscht wurde, hoffte man auf eine reiche Ausstattung in der zentralen Grabkammer. Doch die Enttäuschung war groß: Das Grab war fast völlig leer. Übrig blieben nur Fragmente eines vierrädrigen Wagens, die Knochen eines Schweins und vereinzelte Reste aus Holz, Leder und Metall. Grabräuber waren den Archäologen zuvorgekommen. Sie hatten jedoch einen Schatz ganz anderer Art zurückgelassen: Mehrere Teile hölzerner Spaten, die in Mitteleuropa einmalig sind. Sie erlauben es, den Eingriff ins Grab zeitlich einzugrenzen. Demnach fand die Plünderung bereits wenige Jahrzehnte nach der Bestattung statt. Eine heimliche Aktion bei Nacht und Nebel war dies wohl kaum: Der Eingriff ins Grab muss lange gedauert haben, und vermutlich lag die Siedlung in Sichtweite. Könnte es sein, dass der Fürst in Ungnade gefallen war und seine Grabstätte symbolisch vernichtet wurde…? Oder waren es doch die wertvollen Beigaben, die Begehren erweckt hatten?