Station: [8] Römisches Steinkistengrab


Die quaderförmige Steinkiste zeigt deutliche Spuren von Gewalt. Der Deckel ist zerbrochen, der Inhalt entwendet. Dieser Anblick bot sich den Archäologen, als sie am 15. Juni 1981 ihre Grabungsstätte auf dem römischen Friedhof von Stettfeld betraten. In der Nacht zuvor hatten Plünderer das bereits teilweise freigelegte Grab durchwühlt. Zurück blieben nur der Leichenbrand, ein einzelner Schuhnagel, einige Glasscherben und Tierknochen. Wie kostbar die ursprüngliche Ausstattung gewesen sein könnte, zeigen Vergleiche mit ähnlichen Gräbern. Dort fand man feine Glasgefäße und hochwertig verzierte Keramiken aus Terra Sigillata – begehrte Objekte auf dem Kunstmarkt. Steinkistengräber wie dieses waren schon in der römischen Antike ein Ziel von Plünderungen. Dabei galt das Grab als heiliger Ort. Es stand unter göttlichem Schutz, und man fürchtete die Rache der Totengeister, die jeden heimsuchten, der ihre Ruhe störte. Wer in der Antike des Grabraubs überführt wurde, musste mit der Todesstrafe rechnen. Doch der Glaube an Geister oder göttliche Strafen hielt die Täter damals ebenso wenig ab wie heute. Früher waren es vor allem Münzen, auf die man es abgesehen hatte. Sie waren als Bezahlung für den Fährmann Charon, der die Toten ins Jenseits begleitete, ins Grab gegeben worden. Auch heutigen Plünderern geht es meist ums Geld: Mitgenommen wird, was sich verkaufen lässt. Statt Totengeistern wartet auf die modernen Plünderer oft die Polizei. Im Fall der Stettfelder Steinkiste konnten die Täter gefasst werden. Einige geraubte Keramikgefäße wurden sichergestellt.