Eine Welt aus Bildern, erschaffen aus LiteraturSeit dem 12. Oktober ist im Nordfriesland Museum. Nissenhaus die neue Sonderausstellung „Aquis submersus“ - Literatur immersiv erleben zu sehen. Das Ziel dieser Ausstellung ist so simpel wie schwierig: Literatur und Bilder wirken lassen, zur (Wieder-)Lektüre der Novelle „Aquis submersus“ anregen und über beides ins Gespräch kommen.Jede Literatur ist immersiv – sie lässt den Leser in eine fremde Welt eintauchen. Die Schriftsteller erschaffen mit ihren Worten nicht nur Figuren in unseren Köpfen, sie formen auch Landschaften und Städte, ganze Kontinente. Dabei lassen sie sich nicht nur von ihrer Anschauung leiten, sondern auch von Bildern, Gemälden, Fotos.Theodor Storms Novelle „Aquis submersus“ (1876 veröffentlicht) – lateinisch für »im Wasser ertrunken« stellt in dieser Hinsicht eine besondere Chance und Herausforderung dar. Zum einen spielen Gemälde in der Handlung eine besondere Rolle, bieten sich geradezu für eine Ausstellung an. Die für den Autor typische Kombination aus Rahmen- und Binnenerzählung und die Sprache, die das Deutsch des 17. Jahrhunderts imitieren möchte, wirken auf heutige Leser unübersichtlich und kompliziert. Im Museum wird dieser komplexe Text zu einem literarischen Erlebnis: Das fiktive Geschehen wird dem Besucher mit Hilfe von verschiedenen Medien vermittelt – unter anderem durch den Film, den Comic und mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI).Denn in den letzten Jahren sind es nicht nur die Maler und Zeichner, die Geschichten zeichnen oder Klassiker bebildern. Die KI drängt immer stärker in Beruf und Alltag der Menschen – und wird häufig als Gefahr wahrgenommen. Die Diskussion über die Folgen des Umgangs mit der KI für verschiedene Berufe kann an dieser Stelle nicht geführt werden, obwohl sie ein Teil dessen ist, was auf die Menschen bedrohlich wirkt. Darüber sollten aber die Chancen nicht übersehen werden, die der Umgang mit KI-Bildern aus der Literatur bietet, die es ermöglichen, den Text vor das Auge des Lesers treten zu lassen.Storms Landschaften in „Aquis Submersus“, die den realen in Schleswig und Holstein zwar ähneln, ihnen aber nicht entsprechen, werden ebenso erfahrbar, wie historische Ereignisse und Themen (ländlich-adlige Lebenswelten, die Rolle von Glauben und Kirche, Naturkatastrophen, wie die Grote Mandränke 1634, oder die Hexenprozesse in der Frühen Neuzeit). Dabei kommt im Verlauf der Ausstellung, die dem Gang der Novelle folgt, immer mehr Multimedia zum Einsatz. Gegen Ende des Parcours werden alle Sinne des Besuchers angesprochen, wenn die Objekte in einer virtuellen Flut untergehen, die sowohl metaphorisch als auch wörtlich zu erleben und zu verstehen ist.Dass sich gerade das Werk Theodor Storms für eine solche Ausstellung anbietet, die Bilder nach Text erschafft, wird schon in dem »Bildernarren« deutlich, als der sich Storm bezeichnet. Seine Reisen führen ihn immer wieder in Gemäldegalerien – vor Bilder, die später eine große Rolle in seinen Novellen spielen. Mit Blick auf die Illustratoren seiner Werke fordert Storm, dass der Maler die „vollendete Darstellung des Stoffes« dort geben sollte, »wo die Worte des Dichters nicht ausreichten“. So verwundert es kaum, dass es nur wenige Autoren gibt, deren Werke so stark auf Künstler wirken, wie Storms – man denke nur an die Illustrationen zum ›Schimmelreiter‹ von Max Kahlke (1919), Alexander Eckener (1939), Gustav Mennicke (1986) und Otto Beckmann (1997).Der Museumsverbund Nordfriesland dankt den Förderern, die diese Ausstellung ermöglicht haben: der Europa-Universität Flensburg, der Böttcher-Stiftung, der Nord-Ostsee Sparkasse und zahlreichen weiteren Sponsoren.
12. Oct 2025 - 09:54
Herzog-Adolf-Straße 25
Husum
25813
Deutschland

Aktueller Termin von "Nordfriesland Museum. Nissenhaus Husum"

„Aquis submersus“ – Literatur immersiv erleben

12. Oct 2025 - 09:54 – 18. Jan 2026 - 09:53
Nordfriesland Museum. Nissenhaus Husum

Eine Welt aus Bildern, erschaffen aus Literatur

Seit dem 12. Oktober ist im Nordfriesland Museum. Nissenhaus die neue Sonderausstellung „Aquis submersus“ - Literatur immersiv erleben zu sehen. Das Ziel dieser Ausstellung ist so simpel wie schwierig: Literatur und Bilder wirken lassen, zur (Wieder-)Lektüre der Novelle „Aquis submersus“ anregen und über beides ins Gespräch kommen.

Jede Literatur ist immersiv – sie lässt den Leser in eine fremde Welt eintauchen. Die Schriftsteller erschaffen mit ihren Worten nicht nur Figuren in unseren Köpfen, sie formen auch Landschaften und Städte, ganze Kontinente. Dabei lassen sie sich nicht nur von ihrer Anschauung leiten, sondern auch von Bildern, Gemälden, Fotos.

Theodor Storms Novelle „Aquis submersus“ (1876 veröffentlicht) – lateinisch für »im Wasser ertrunken« stellt in dieser Hinsicht eine besondere Chance und Herausforderung dar. Zum einen spielen Gemälde in der Handlung eine besondere Rolle, bieten sich geradezu für eine Ausstellung an. Die für den Autor typische Kombination aus Rahmen- und Binnenerzählung und die Sprache, die das Deutsch des 17. Jahrhunderts imitieren möchte, wirken auf heutige Leser unübersichtlich und kompliziert. Im Museum wird dieser komplexe Text zu einem literarischen Erlebnis: Das fiktive Geschehen wird dem Besucher mit Hilfe von verschiedenen Medien vermittelt – unter anderem durch den Film, den Comic und mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI).

Denn in den letzten Jahren sind es nicht nur die Maler und Zeichner, die Geschichten zeichnen oder Klassiker bebildern. Die KI drängt immer stärker in Beruf und Alltag der Menschen – und wird häufig als Gefahr wahrgenommen. Die Diskussion über die Folgen des Umgangs mit der KI für verschiedene Berufe kann an dieser Stelle nicht geführt werden, obwohl sie ein Teil dessen ist, was auf die Menschen bedrohlich wirkt. Darüber sollten aber die Chancen nicht übersehen werden, die der Umgang mit KI-Bildern aus der Literatur bietet, die es ermöglichen, den Text vor das Auge des Lesers treten zu lassen.

Storms Landschaften in „Aquis Submersus“, die den realen in Schleswig und Holstein zwar ähneln, ihnen aber nicht entsprechen, werden ebenso erfahrbar, wie historische Ereignisse und Themen (ländlich-adlige Lebenswelten, die Rolle von Glauben und Kirche, Naturkatastrophen, wie die Grote Mandränke 1634, oder die Hexenprozesse in der Frühen Neuzeit). Dabei kommt im Verlauf der Ausstellung, die dem Gang der Novelle folgt, immer mehr Multimedia zum Einsatz. Gegen Ende des Parcours werden alle Sinne des Besuchers angesprochen, wenn die Objekte in einer virtuellen Flut untergehen, die sowohl metaphorisch als auch wörtlich zu erleben und zu verstehen ist.

Dass sich gerade das Werk Theodor Storms für eine solche Ausstellung anbietet, die Bilder nach Text erschafft, wird schon in dem »Bildernarren« deutlich, als der sich Storm bezeichnet. Seine Reisen führen ihn immer wieder in Gemäldegalerien – vor Bilder, die später eine große Rolle in seinen Novellen spielen. Mit Blick auf die Illustratoren seiner Werke fordert Storm, dass der Maler die „vollendete Darstellung des Stoffes« dort geben sollte, »wo die Worte des Dichters nicht ausreichten“. So verwundert es kaum, dass es nur wenige Autoren gibt, deren Werke so stark auf Künstler wirken, wie Storms – man denke nur an die Illustrationen zum ›Schimmelreiter‹ von Max Kahlke (1919), Alexander Eckener (1939), Gustav Mennicke (1986) und Otto Beckmann (1997).

Der Museumsverbund Nordfriesland dankt den Förderern, die diese Ausstellung ermöglicht haben: der Europa-Universität Flensburg, der Böttcher-Stiftung, der Nord-Ostsee Sparkasse und zahlreichen weiteren Sponsoren.

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