Das 1996 eröffnete, von der Stadt Osnabrück betriebene und mit Projektmitteln der Stiftung Niedersachsen eingerichtete Erich Maria Remarque-Friedenszentrum beherbergt die Erich Maria Remarque-Ausstellung als Dauerpräsentation zu Leben und Werk des in Osnabrück geborenen Autors von Im Westen nichts Neues sowie das Erich Maria Remarque-Archiv mit der angeschlossenen Forschungsstelle Krieg und Literatur.
Erich Maria Remarque – Leben, Werk, Wirkung
Erich Maria Remarque (1898–1970) zählt zu den bekanntesten und meistgelesenen deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts. Mit seinem Roman Im Westen nichts Neues gab er Millionen von Menschen nach dem Ersten Weltkrieg eine Stimme – jenen jungen Soldaten, deren Träume im Trommelfeuer der Front zerbrachen. Seine Bücher machten ihn weltberühmt, sein pazifistisches Engagement und sein freier Geist jedoch auch zur Zielscheibe von Kritik, Zensur und Vertreibung.
Die Dauerausstellung »Unabhängigkeit – Toleranz – Humor« widmet sich diesem faszinierenden Leben zwischen Erfolg und Exil, zwischen Literatur und Lebenslust. Sie bietet einen eindrucksvollen Rundgang durch Remarques Biografie und Werk – mit über 400 Exponaten, darunter handschriftliche Manuskripte, persönliche Dokumente, Fotografien, Briefe, Erstausgaben und einzigartige Originalobjekte.
Alle Ausstellungstexte sind zweisprachig (Deutsch/Englisch) gestaltet und machen Remarque für ein internationales Publikum erlebbar.
Sieben Kapitel eines außergewöhnlichen Lebens
Die Ausstellung folgt Remarques Lebensweg in sieben thematisch gegliederten Stationen, die die großen Wendepunkte seines Lebens sichtbar machen:
Kindheit und Jugend in Osnabrück (1898–1921)
In seiner Geburtsstadt wächst Remarque in einfachen Verhältnissen auf. Der Erste Weltkrieg, in dem er als 18-Jähriger eingezogen wird, prägt ihn nachhaltig – seine späteren Werke sind Zeugnisse dieser traumatischen Erfahrung.
Die Hannoveraner und Berliner Jahre (1922–1928)
Nach dem Krieg versucht Remarque, Fuß zu fassen – als Lehrer, Journalist und Werbetexter. In dieser Zeit entwickelt sich sein literarischer Stil, der das Erlebte in eine klare, eindringliche Sprache fasst.
Der Welterfolg und die Kontroversen um Im Westen nichts Neues (1928–1930)
Der Roman wird über Nacht zu einem internationalen Bestseller – und zugleich zu einem Politikum. Während Leser*innen weltweit ergriffen reagieren, verurteilen Nationalisten das Werk als „undeutsch“. Die Ausstellung zeigt Originaldrucke, Rezensionen und seltene Filmaufnahmen der legendären Verfilmung von 1930.
Exiljahre in Europa (1931–1939)
Remarque wird aus Deutschland diffamiert, seine Bücher werden verbrannt. Er lebt zeitweise in der Schweiz und in Frankreich. In dieser Phase entstehen Werke wie Der Weg zurück und Drei Kameraden, die von Freundschaft, Verlust und der Suche nach Halt erzählen.
Flucht in die USA (1939–1948)
Mit Kriegsbeginn emigriert Remarque nach New York. Dort etabliert er sich in der Exilgemeinschaft und arbeitet an Romanen wie Liebe deinen Nächsten und Arc de Triomphe. Die Ausstellung dokumentiert eindrucksvoll sein Leben im Exil – zwischen Heimweh und dem Wunsch nach künstlerischer Freiheit.
Politische Stimme der 1950er Jahre
Nach dem Krieg engagiert sich Remarque verstärkt für Frieden und Humanität. Seine Werke wie Der schwarze Obelisk setzen sich kritisch mit den Nachwirkungen des Nationalsozialismus auseinander und spiegeln seine pazifistische Haltung wider.
Die späten Jahre in Locarno (1960–1970)
In der Schweiz findet Remarque Ruhe und Inspiration. Hier entstehen seine letzten Romane, hier pflegt er enge Freundschaften mit Künstlern, Schriftstellern und seiner Ehefrau Paulette Goddard. Am 25. September 1970 stirbt er in Locarno – sein Nachlass bleibt bis heute Quelle intensiver Forschung.
Ein Mensch voller Widersprüche
Remarque war vieles zugleich: ein melancholischer Beobachter und leidenschaftlicher Lebemann, ein sensibler Pazifist und ein scharfer Kritiker gesellschaftlicher Gewalt. Die Ausstellung zeigt diesen Menschen in all seinen Facetten – auch die inneren Spannungen, die ihn begleiteten. Private Briefe und Tagebuchnotizen belegen seine Zweifel, seine Sehnsüchte und seine Konflikte mit Ruhm und Öffentlichkeit.
Besondere Exponate wie seine Totenmaske, sein Originalschreibtisch, persönliche Gegenstände oder Porträts berühmter Zeitgenossen machen die Begegnung mit Remarque zu einem eindrucksvollen Erlebnis.
Remarque weltweit
Bis heute hat Remarques Werk nichts an Aktualität verloren. Seine Romane wurden in über 65 Sprachen übersetzt und erreichen ein weltweites Millionenpublikum. Ein eigener Ausstellungsbereich widmet sich dieser internationalen Wirkung:
Hörstationen bieten Einblicke in Hörbücher seiner Werke in über 20 Sprachen. Internationale Musikadaptionen zeigen, wie Remarques Texte Künstler*innen weltweit inspirieren. Monitore präsentieren moderne Film- und Videointerpretationen, darunter aktuelle Neuverfilmungen und Dokumentationen.