Nach Stationen im Odenwald, in Niederbayern und Niedersachsen – um nur einige zu nennen – eröffnet die Wanderausstellung „Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwert“ am 26. März 2023 um 15 Uhr im Oberschlesischen Landesmuseum. Zur Begrüßung spricht Natalie Pawlik, seit April 2022 Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, als Ehrengast ist Kerstin Griese MdB, SPD-Abgeordnete für Niederberg und Ratingen und Parlamentarische Staatssekretärin für Arbeit und Soziales, anwesend. Die Eröffnung wird zudem durch eine von dem Journalisten Marius Reichert moderierte Diskussion eingeleitet. Auf dem Podium sitzen Irina Peter, Journalistin und Podcasterin, Edwin Warkentin, seit 2017 Leiter des Kulturreferats für Russlanddeutsche am Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold und Dietmar Schulmeister, Landesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. in NRW. Aleksandar Filić übernimmt die musikalische Begleitung mit Stücken von Nikolai Medtner und Alfred Schnittke.
Der historische Teil der Sonderausstellung befasst sich mit der Zeit zwischen 1763 und den Einwanderungsbewegungen der 1990er-Jahre. Der zeitgenössische Part informiert über bestehende Vorurteile und Klischees gegenüber der russlanddeutschen Minderheit und räumt mit ihnen auf. Anhand von Info-Tafeln, großen Wandkarten und Filmbeiträgen werden geschichtliche Ereignisse und individuelle Biografien von (Spät‑)Aussiedlerinnen und (Spät‑)Aussiedlern aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion erläutert.
„Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und der öffentlichen Debatten in Deutschland sieht sich das Oberschlesische Landesmuseum in der Verantwortung, das Thema vielschichtig aufzugreifen und ihm ein Forum zu geben, um einerseits auf das Unrecht des russischen Angriffskrieges hinzuweisen, andererseits Missverständnisse und Vorurteile, mit denen die russlanddeutsche Gemeinschaft konfrontiert ist, auszuräumen und Verständnis für die schwierige Geschichte der Deutschen aus Russland zu wecken“, betont Museumsleiter Dr. David Skrabania. „Die Ausstellung behandelt nicht nur zentrale Aspekte der russlanddeutschen Geschichte, sondern gibt auch einen persönlichen Einblick in die Themen Vertreibung, Zuwanderung und Integration“, ergänzen die beiden Projektleiter Christian Sprenger und Dr.-Phil. Eugen Eichelberg.
Zum Rahmenprogramm der Ausstellung gehören eine Lesung mit Elina Penner aus ihrem Debütroman „Nachtbeeren“ am 19. April um 18:30 Uhr und ein Zeitzeugengespräch mit dem Ehepaar Schüle am Internationalen Museumstag, 21. Mai um 15 Uhr. Beim jährlichen Sommerfest und gleichzeitig letzten Ausstellungstag, am 17. Juni (15-21 Uhr) unterstützen die landsmannschaftlichen Orts- und Kreisgruppen Duisburg und Düsseldorf die Vermittlungsarbeit mit Informationsständen. Schülerinnen und Schüler sowie Mitglieder der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland können die Ausstellung gegen Vorlage eines gültigen Dokuments unentgeltlich erkunden.
Die an die Räumlichkeiten des OSLM angepasste Schau entsteht in Kooperation mit der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. mit Sitz in Stuttgart und wird vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) gefördert.
Mit einem 3-in-1-Konzept lädt das Oberschlesische Landesmuseum am Internationalen Frauentag zu einer Führung durch die Sonderausstellung, einem Vortrag und einem Konzert ein.
„Zur Beginn der 1870er Jahre kamen nachweislich die ersten Gruppen polnischer Arbeiter in das Ruhrrevier, konkret nach Bottrop. Das rheinisch-westfälische Ruhrgebiet wurde zum Sehnsuchtsort für Abertausende junge Männer (und mit der Zeit auch Frauen), die nicht nur nach einer Existenzsicherung, sondern auch nach einem besseren Leben strebten“, schreibt Dr. David Skrabania in dem kürzlich erschienenen Buch „Geschichte der Zuwanderung in Nordrhein-Westfalen“ (Hrsg. Carmen Teixeira, Dietz Verlag). Und genau dieser – hier in Klammern genannten – Gruppe widmet er seinen Vortrag. Unter der Überschrift „Ruhrpolinnen. Frauen in den Migrationsprozessen aus den preußischen Ostprovinzen an Rhein und Ruhr um 1900“ und mit einer anschließenden Fragerunde geht es darum, diese keineswegs homogene Gruppe zu porträtieren. „Die Integrationstendenzen unter der ruhrpolnischen Bevölkerung nahmen mit der Aufenthaltsdauer im Ruhrrevier, mit der Geburt von Kindern und dem wachsenden behördlichen und teils auch gesellschaftlichen Druck zu. Häufig waren es die Frauen – in aller Regel aus den Herkunftsgebieten ihrer Ehemänner stammend – die zu den Antriebsmotoren der Integration wurden“ – heißt es weiter in seinem Beitrag. „Lange Zeit galt die Migration als ein männliches Phänomen. Doch Frauen haben damals wie heute am Migrationsprozess teilgenommen“, ergänzt Joanna Szymańska, wissenschaftliche Leiterin des Info Forum Polregio. Das Angebot des Oberschlesischen Landesmuseums am 8. März findet in Kooperation mit dem Aachener Verein statt und ist kostenfrei.
Im Anschluss an den wissensvermittelnden Teil des Mittwochnachmittags gibt es etwas für Augen und Ohren. Im Veranstaltungssaal im Haus Oberschlesien, in dem derzeit eine Ausstellung der Malerin Mauga Houba-Hausherr zu sehen ist, tritt ab 20 Uhr Joanna Stanecka auf, begleitet von Zibby Krebs (Gitarre). Ihr Repertoire für diesen Abend gehört der polnischen Schriftstellerin, Dichterin und Songtexterin Agnieszka Osiecka. Wer die Musik nicht kennt, dem helfen sicher die Stichworte, die die Wahl-Ratingerin nennt: „Osieckas Texte berühren die wichtigsten Themen: Liebe, Freundschaft, die Sehnsucht nach Unsterblichkeit und das Bedürfnis nach Kontakt mit der Natur. Aber sie enthalten auch eine große Portion Humor und sind ein bisschen Hippie.“
Das Begleitprogramm der aktuellen Sonderausstellung des Oberschlesischen Landesmuseums „Grenzgänger. Alltag in einem geteilten Land“ mit sechs Vorträgen im Jahr 2023 zu europäischen Konflikten von der jüngeren Vergangenheit bis zur Gegenwart startet am 26. Februar um 15 Uhr mit einem Impulsvortrag von Dr. Thorsten Gromes vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung.
Unter dem Titel „Friedensstrategien für ethno-nationalistische Konflikte“ wird das Für und Wider prominenter Konzepte zur Befriedung ethno-nationalistischer Konflikte, darunter Demokratisierung, Machtteilung und räumliche Trennung der Gruppen erörtert. Der Eintritt ist frei. Vor dem Vortrag, um 13:30 Uhr, führt der Museumsdirektor und Ko-Kurator Dr. David Skrabania die Besucherinnen und Besucher durch die Sonderschau. Die Ausstellung „Grenzgänger. Alltag in einem geteilten Land“ (bis 31. Dezember 2023) thematisiert die Geschehnisse zwischen 1922–1939 in Oberschlesien, als die Region zwischen Deutschland und Polen geteilt war und sich die Bevölkerung auf wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene vor immense Herausforderungen gestellt sah. Oberschlesien galt zu jener Zeit als Modellregion für den Minderheitenschutz und die Sicherung von Minderheitenrechten. Im Rahmenprogramm und bei Führungen werden zudem Autonomiebestrebungen und Separationstendenzen in Europa (Krieg in der Ukraine, Konflikte auf dem Balkan, in Georgien, Berg-Karabach oder Republik Moldau; beigelegte bzw. beruhigte Konflikte in Nordirland, im Baskenland, in Katalonien oder Schottland) behandelt und diskutiert.
Dr. Thorsten Gromes ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt am Main. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Friedensprozesse, Nachbürgerkriegsgesellschaften und sogenannte humanitäre militärische Interventionen. Lange Zeit verfolgte er intensiv die Konflikte in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens.
Zu einem Neujahrsempfang und einer Vernissage fanden sich am vergangenen Sonntag zahlreiche Besucherinnen und Besucher im Haus Oberschlesien ein. „Es ist ein gelungenes Comeback des Veranstaltungsformats Neujahrsempfang – so der Vorsitzende der Stiftung Haus Oberschlesien, Sebastian Wladarz. Daran schloss sich sein Dank an die zahlreichen Anwesenden, die Mitwirkenden und das Team des Oberschlesischen Landesmuseums an. Eine Zusammenfassung der laufenden Projekte und ein Ausblick auf die geplanten Vorhaben durch den Museumsdirektor Dr. David Skrabania rundeten die Veranstaltung ab.
Neben der Fotoausstellung „Arbeitersiedlungen an der Seidenstraße“ des Düsseldorfer Fotografen Bernard Langerock, die noch bis zum 5. März zu sehen ist, und „Jüdische Spuren. Von der Synagoge zum Gebetshaus in Beuthen“, unterstrich Skrabania die Sonderausstellung „Grenzgänger. Alltag in einem geteilten Land“ (beide bis 31. Dezember). Die letztgenannte wird von einem umfangreichen Begleitprogramm mit sechs Vorträgen zu europäischen Konflikten der jüngeren Vergangenheit bis zur Gegenwart begleitet, das am 26. Februar mit dem Vortrag von Dr. Thorsten Gromes vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung über „Friedensstrategien für ethno-nationalistische Konflikte“ eingeleitet und am 10. Dezember mit dem Vortrag von Dr. Lutz Schrader vom Institut Frieden und Demokratie der FernUniversität in Hagen endet. Darüber hinaus werden sich vier weitere Experten mit spezifischen Konfliktregionen auseinandersetzen, die Genese der Konflikte beleuchten und Lösungsansätze aufzeigen, darunter am 27. April Prof. Dr. Kerstin Jobst von der Universität Wien mit dem Vortag über „Nationsbildung mittels Konflikt? Die ukrainischen Gebiete zwischen 1772 bis 2022“. „Sie sehen, wir braten nicht nur im eigenen Saft, sondern betrachten unsere Bezugsregion als Modellregion für gesellschaftliche Prozesse, die europaweit von Bedeutung sind“ – bekräftigte der Museumsleiter. Er kündigte auch die von einer Podiumsdiskussion begleitende Eröffnung der Ausstellung „Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwart“ am 26. März an, zu der hochrangige Gäste wie der Kulturreferent für Russlanddeutsche, Edwin Warkentin, der Landesvorsitzender Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. (Landesgruppe Nordrhein-Westfalen), Dietmar Schulmeister sowie die Publizistin Irina Peter und ein Grußwort der Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Natalie Pawlik, erwartet werden. „Das Oberschlesische Landesmuseum sieht sich im Kontext des Krieges in der Ukraine und der in Deutschland geführten öffentlichen Debatten in der Verantwortung, die Thematik auf vielschichtige Art und Weise aufzugreifen und ihr ein Forum zu geben, einerseits um auf das Unrecht der russischen Angriffskrieges hinzuweisen, andererseits um Missverständnisse und Vorurteile, denen gegenüber sich die russlanddeutsche Community konfrontiert sieht, auszuräumen und das Verständnis für die schwierige Geschichte der Deutschen aus Russland zu heben“ – betonte Skrabania. Eine weitere Ausstellung - zur preußischen Militärkultur in Schlesien in der Friedenszeit zwischen der Gründung des Deutschen Reiches und dem Ersten Weltkrieg - startet im Oktober. Das deutsch-polnische Projekt mit unikalen Leihgaben des polnischen Sammlers Norbert Kozioł stellt das kulturelle, soziale und wirtschaftliche Leben schlesischer Garnisonsstädte in den Vordergrund und beleuchtet kritisch den immer weiter fortschreitenden preußischen Militarismus dieser Zeit. Nicht zuletzt, weil es Termine gibt, die möglichst früh im Kalender stehen sollten, verwies der Museumschef auf das Sommerfest am 17. Juni mit Live-Musik, Workshops und Museumsführungen. Ferner werden die bewährten Veranstaltungsformate: Salon Silesia, Podium Silesia und Litterae Silesiae sowie die Höseler Gespräche - Aktuelle Beiträge zu Politik und Gesellschaft fortgesetzt. Anfang Juni beherbergt die Stiftung Haus Oberschlesien eine internationale wissenschaftliche Konferenz zum Thema „Konkurrierende Grenzräume im historischen Vergleich. Die Rheinprovinz und die Provinz Oberschlesien nach dem Ersten Weltkrieg“. Ende Oktober wiederum das Schlesien-Kolloquium. Die inhaltliche Vermittlung rund um Oberschlesien wird ergänzt durch die museumspädagogischen Workshops der Reihe „MachBar“ und mittlerweile zwei Escape Rooms. Im Hintergrund wird in den Bereichen Dokumentation und Digitalisierung des Archiv- und Bibliotheksbestandes geforscht.
Im Oktogon des Haus Oberschlesien erstrahlte am Sonntag, den 29. Januar aber auch die Kunst der aus Polen stammenden Krefelderin Mauga Houba-Hausherr. „Die Ausstellung passt in vielerlei Hinsicht zu uns“, begann Dr. Frank Mäuer seine Ansprache, „thematisch, biografisch und aufgrund der Unterstützung durch das Land NRW auch institutionell“. Sie zeugt von einer Kontinuität, die bereits mit einer Ausstellung unter Beteiligung der Künstlerin im Jahr 2016 begann und nun in einer Einzelausstellung mündet. „Es gibt noch eine weitere Verbindung zwischen dem Haus und der präsentierten Kunst - es ist die Intensität, mit der man sich den Themen und der Malerei nähert“ – fügt die Pressesprecherin, Katarzyna Lorenc hinzu.
Auch im Jahr 2023 setzt das Oberschlesische Landesmuseum auf Vielfalt, sowohl inhaltlich als auch bei den Vermittlungsformaten.
Das soeben erschienene Quartalsprogramm für den Zeitraum Januar – März 2023 avisiert eine Künstlerführung mit Bernard Langerock durch seine Sonderausstellung „Arbeitersiedlungen entlang der Seidenstraße“ (15.1., 15 Uhr), eine Autorinlesung von und mit Karolina Kuszyk (20.1., 18:30 Uhr), verschiedene Mitmach-Workshops für Jung und Alt, in denen unter anderem Zuckermalerei (21.1., 14 Uhr) und Handlettering (19.3., 15 Uhr) erprobt werden können, eine Matinée zu Ehren der deutschen Komponistin Felicitas Kukuck in Kooperation mit dem Ratinger Kammerchor (22.1., 11 Uhr), die Vernissage der Einzelausstellung mit Acrylmalerei von Mauga Houba-Hausherr (29.1., 14 Uhr), Führungen in deutscher und polnischer Sprache anlässlich des Internationalen Tages der Muttersprache (21.2., 16 Uhr), einen Vortrag des Friedens- und Konfliktforschers Dr. Thorsten Gromes zu Friedensstrategien für ethno-nationalistische Konflikte (26.2., 15 Uhr) sowie öffentliche Kuratorenführungen durch „Grenzgänger. Alltag in einem geteilten Land“ in Zusammenarbeit mit der VHS Ratingen. Das erste Quartal 2023 endet mit der Eröffnung der Wanderausstellung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland unter dem Titel „Deutsche aus Russland – Gestern und Heute“, die sich mit den Schicksalswegen, der Geschichte und den Kriegsfolgen der Russlanddeutschen befasst. Das Museum hat viel vor und setzt auf Vielschichtigkeit und Zusammenwirken. Wer im persönlichen Austausch mit dem Museumsteam Näheres erfahren möchte, findet sich beim Neujahrsempfang am 29.1. ab 14 Uhr im Haus Oberschlesien (Bahnhofstraße 71, Ratingen-Hösel) ein. Dort wird dann das Programm im Detail vorgestellt.
Ausführlichere Informationen finden Sie auf der Website des Museums unter www.oslm.de