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Königlich-bayerisches Rentamt

Königlich-bayerisches Rentamt, 1959
Gebäudeansicht des ehemaligen Königlich-bayerischen Rentamtes aus der Perspektive der Bliesbrücke. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-986)
Finanzamt Blieskastel, nach 1977
Ansicht der Schauseite zur Zweibrücker Straße hin. Die ursprüngliche Aufschrift auf dem Gebälkfries des Mittelrisalits „K. Rentamt“ ist ersetzt durch "Finanzamt". Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-985)
Detailansicht des Rundbogengiebels
Die undatierte Aufnahme zeigt eine Detailansicht des Rundbogengiebels (1903/04) mit dem bayerischen Wappen. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-988)
Rathaus II, 2023
Gebäudeansicht aus Richtung der Zweibrücker Straße auf das 1904 fertiggestellte Königlich-bayerische Rentamt. Dieses wird heute von der Stadtverwaltung Blieskastel unter der Bezeichnung Rathaus II genutzt. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Best. 40-1543)

Beschreibung

Nach den militärischen Niederlagen von Napoléon I. (1769-1821) in den Jahren 1813 und 1814 legten Vertreter der führenden Großmächte Österreichs, Englands, Preußens, Russlands sowie Frankreichs eine neue territoriale und politische Ordnung im heutigen Europa fest. Im Rahmen des Wiener Kongresses (1814/15) ordneten die Staatsmänner etwa 200 Fürstentümer, Staaten und souveräne Städte neu. Dazu gehörten u.a. die linksrheinischen Gebiete, die de jure seit 1797 durch den Vertrag von Campo Formio zum französischen Kaiserreich gehörten. Preußen und Österreich kamen bis 1816 überein, diese untereinander aufzuteilen.

Zum 30. April 1816 übernahm Maximilian I. Joseph, König von Bayern, offiziell die Herrschaft über den neugeschaffenen „Rheinkreis“, zu dem auch Blieskastel zählte. Die Zugehörigkeit Blieskastels zu Bayern endete im Jahr 1919 einhergehend mit der territorialen Neuordnung nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Aus der „bayerischen Zeit“ in Blieskastel zeugen noch heute die Maximiliansäule (Baujahr 1823) in der Tiergartenstraße sowie das Königlich-bayerische Rentamt zur Verwaltung der grundherrschaftlichen Einnahmen (Baujahr 1903/04) in der Zweibrücker Straße.

Der zweigeschossige Bau des Königlich-bayerischen Rentamtes im Stil des Spätbarock geht auf die Planungen des Landbauamtes Kaiserslautern sowie auf Kreisbaurat Karl Wolf zurück. Eine spätere Überarbeitung der Fassade übernahm Ludwig Ullmann (1872-1943), Staatsbauassistent für das Kreisbauamt der königlichen Regierung der Pfalz. Das aus rotem Sandstein errichtete Gebäude trägt ein schiefergedecktes Mansardwalmdach. Zwei Schauseiten wurden aufwendig in neobarocken Formen gestaltet. Die Dachzone der Schauseite zur Zweibrücker Straße hin wird durch einen Rundbogengiebel hervorgehoben. Dieser fasst das von zwei gekrönten Löwen getragene bayerische Wappen. Darunterliegend ist auf dem Gebälkfries des Mittelrisalits „K. Rentamt“ lesbar.

Heute nutzt die Stadtverwaltung Blieskastel das im Stil des Spätbarock gehaltenen Gebäudes als Rathaus II. In Anlehnung an seine ursprüngliche Funktion beherbergte der Bau bis 1995 das Finanzamt Blieskastel.

Foto: Stadtarchiv Blieskastel

Text: Stadt Blieskastel, Stadtarchiv

Literatur: Baus, M./Becker, B./Schwan, J. (Hrsg.): Bayern an der Blies. 100 Jahre bayerische Saarpfalz (1816-1919), S. 304f.