Aktuelle Museums-News von: "Stadtmuseum Rastatt"

„Kein Tag war wie der andere“

07. Jul 2023
Stadtmuseum Rastatt

„Es war ein absoluter Glücksfall, diese Stelle zu bekommen“, blickt Iris Baumgärtner auf ihre Zeit als Leiterin der städtischen Museen zurück. 33 Jahre lang lenkte sie vor allem die Geschicke des Rastatter Stadtmuseums und des Riedmuseums in Ottersdorf. Gleichzeitig war sie für die Städtische Galerie Fruchthalle und das Stadtarchiv verantwortlich. Am 31. Juli endet nun ihre Zeit in Rastatt. Mit 66 Jahren verabschiedet sich die gebürtige Karlsruherin in den Ruhestand. Auf sie folgt Johanna Kätzel, die bereits seit Februar im Stadtmuseum tätig ist.

Mit Baumgärtner geht eine Ära zu Ende. Sie hat sowohl für das Stadtmuseum als auch das Riedmuseum viele neue Wege beschritten und aus den beiden Häusern erlebbare Stadtgeschichtsorte gemacht. „Das Stadtmuseum war damals ein Schatten seiner selbst“, erinnert sich Baumgärtner. Das Museum sei komplett verstaubt gewesen. Teilweise hingen an den Wänden nur Kopien der Originale. Veraltete Vitrinen wirkten wenig einladend. Mit dem Auftrag, das Stadtmuseum neu zu konzipieren, nahm die studierte Kunsthistorikerin und Archäologin 1991 ihre Arbeit auf.

„Ich habe viel gelernt in dieser Zeit über Rastatts Geschichte, die wahnsinnig spannend ist“, so Baumgärtner und führt den Rastatter Frieden, den Rastatter Kongress oder die Festungszeit als Beispiele auf. Zwar komme Geschichte nicht ohne Fakten und Daten aus, aber bei der Darstellung der Historie Rastatts war es ihr immer wichtig, auch die Geschichten der Bewohner oder Gäste der Stadt aufzugreifen und sie erlebbar zu machen. „Stadtgeschichte lebt von Personengeschichten. Durch sie und Originalstücke aus jenen Zeiten kommt man am nächsten an die Geschichte heran“, ist die Museumsleiterin überzeugt.

Authentizität zu bewahren, das war Baumgärtner auch bei der Gestaltung des Riedmuseums in Ottersdorf wichtig. Die Konzeption des Freilichtmuseums beschreibt sie im Nachgang als eine ihre schönsten Aufgaben während ihrer Zeit in Rastatt. Und so entschied sie damals, die Ölmühle sowie das Wohnhaus, das bis in die 90er Jahre noch bewohnt wurde, weitestgehend zu erhalten, um das damalige Leben im Ried authentisch darzustellen. Das Ganze ging aber nicht ohne einen erheblichen Kraftaufwand über die Bühne. Zwar wollte man das Ursprüngliche bewahren, musste aber zugleich das Gebäude standfest machen. So wurde etwa die Originaltapete im Rahmen der Sanierungen mühevoll abgenommen, um sie am Ende wieder aufzutragen. 2001 konnte das Riedmuseum dann feierlich eröffnet werden.

Eine der größten Herausforderung als Leiterin der städtischen Museen sei es für sie gewesen, den großen Jubiläen der Stadtgeschichte gerecht zu werden. Und gleichzeitig aber auch aufgeschlossen für Neues zu sein. Wichtig war es ihr dabei, sowohl die Stadtgesellschaft selbst einzubeziehen als auch Kunst und Kultur über die lokalen Grenzen hinweg darzustellen.

„Man braucht viel Empathie für das, was man macht. Die Arbeit nimmt man auch ins Private mit“, gibt die Mutter einer erwachsenen Tochter zu. So habe sie etwa noch viele Bücher zu Hause studiert, um Unentdecktes der Stadtgeschichte ans Tageslicht zu bringen, oder auch zahlreiche Ausstellungen besucht, um Inspirationen für die Gestaltungen des eigenen Hauses zu bekommen. Ihr Interesse an Geschichte, Kultur und Kunst wird sicherlich auch in ihrem neuen Lebensabschnitt nicht abebben. Gleichwohl müsse auch sie sich jetzt ein stückweit neu erfinden. Aber eins steht für die langjährige Leiterin des Stadtmuseums jetzt schon fest: „Der Kontakt und die Begegnung mit den vielen ganz verschiedenen Besucherinnen und Besuchern der Museen wird mir vermutlich am meisten fehlen."

 

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