Schaufenster Archäologie - EinBlick in Jahrtausende

Die Sammlung Vor- und Frühgeschichte des Museums Erding

Seit Mai 2013 im neuen Gewand: Die Dauerausstellung  über die Vor- und Frühgeschichte des Erdinger Landes „Schaufenster Archäologie – EinBlick in Jahrtausende“. Die Abteilung zeigt zahlreiche archäologische Funde und erzählt Entdeckungsgeschichten aus 7000 Jahren von der Steinzeit bis in das Frühmittelalter. Erstmals wird auch ein Abriss über die Geologie und Landschaftsgeschichte präsentiert.

Denn Intension und Grundgedanke der Neuaufstellung ist eine enge Verknüpfung von Mensch, Zeit und Raum.

Spannende Inhalte und herausragende Originalexponate werden in gekonnter Inszenierung durch den Gestalter und Innenarchitekten Tido Brussig in das rechte Licht gerückt. Das Konzept erarbeitete der Archäologe Harald Krause, ein gebürtiger Erdinger. Von winzigen, jahrtausendealten verkohlten Getreidekörnern bis hin zu keramischen Großgefäßen reicht das Spektrum. Für den Besucher jeder Altersklasse  ist etwas dabei, egal ob ortskundig, zugezogen oder als Gast. Hier wird die vor- und frühgeschichtliche Vielfalt des Erdinger Landes wortwörtlich begreifbar: Ein Zeit-Band leitet durch die Jahrtausende,  Lupen und Leuchtkästen verschaffen seltene Einblicke und „Lesescherben“ erklären die Funktion archäologischer Geschichtsschreibung. Eigens für die Neuaufstellungen wurde für jede Kulturepoche ein Lebensbild gezeichnet, das dem Besucher eine mögliche Vorstellung vom damaligen Leben im Erdinger Land gewährt.

Neben dem Multi-Media-Angebot werden originalgetreu angefertigte Repliken gezeigt  – wie z. B. nachgewebte Stoffe aus dem bajuwarischen „Kletthamer Gräberfeld“ und eiserne Waffen eines keltischen Kriegers aus Langengeisling – sowie hunderte Originalfunde ausgestellt. Diese stammen aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit sowie aus der Römer- und der Merowingerzeit. Es werden  keramische Inventare, Waffen und Werkzeuge aus Stein, Bronze oder Eisen sowie Schmuck aus Bronze, Gold, Silber oder Glas aus über sieben Jahrtausenden Erdinger Kulturgeschichte gezeigt. Zahlreiche spektakuläre Neufunde und wertvolle Leihgaben aus Privatsammlungen ergänzen das Bild zu einem in sich schlüssigen Ganzen.

Keramikscherben belegen, dass bereits um 5200 v. Chr., also in der Jungsteinzeit, Bauern bei Erding lebten und diese Gegend neben anderen damit eine der am frühesten besiedelten in Altbayern ist. Neben steinzeitlichen Geräten aus Felsgestein und Feuerstein können Keramikgefäße und sogar eine originalgetreu rekonstruierte sogenannte Hockerbestattung aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. bestaunt werden. Waffen, Gerät und Schmuck aus Bronze demonstrieren prähistorisches Können und Know-How vom Bronzeguss bis zum fertigen Stück in der Bronzezeit. Eine geheimnisvolle „Schamanengrube“ gibt den Archäologen noch viele Fragen auf.

Dass zur Keltenzeit von ca. 500 v. Chr. bis zur Zeitenwende das Erdinger Land auch beliebtes Siedlungsland war, bezeugen z. B. Gold- und Silbermünzen und  keltischer „Modeschmuck“ aus Glas, Bronze und Eisen. Die Jahrhunderte römischer Besatzung haben ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Anhand von Originalfunden kann man sich vom teils luxuriösen Leben einer „Landgutbesitzersfamilie“ ein eigenes Bild machen. Man erfährt z. B. etwas über Aufbau und Funktionsweise einer römischen Fußbodenheizung. Reich mit Gold- und Glasschmuck ausgestattete Gräber einer spätantiken Siedlergemeinschaft belegen römische Präsenz im Erdinger Westen bis an den Beginn der Völkerwanderungszeit.

 Aus der Merowingerzeit – landläufig auch Bajuwarenzeit genannt – werden Exponate aus dem berühmten „Kletthamer Gräberfeld“ gezeigt. Ausgewählte  Leihgaben der Archäologischen Staatssammlung München repräsentieren nur einen winzigen Teil des einst über 2.200 Bestattungen umfassenden Reihengräberfeldes aus dem 5., 6. und 7. Jahrhundert n. Chr.

Einen besonderen Platz nehmen selbstverständlich der  frühmittelalterliche Sattel und die silbernen Beschläge eines Zaumzeugs ein.  Diese wurden 1995 bei einer bauvorgreifenden archäologischen Ausgrabung in Aufhausen-Bergham gefunden wurden. Das Fundkonvolut befindet sich durch Schenkung im Eigentum der Stadt Erding.  Dieses  nimmt  bekanntermaßen eine Schlüsselposition im jüngst durch die Stadt Erding ins Leben gerufenen Forschungsprojekt „Erding im Ersten Jahrtausend“ in Kooperation mit der LMU München, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, der Archäologischen und der Anthropologischen Staatssammlung ein. Das Museum Erding wird damit den modernen Ansprüchen als  ein „Ort des Sammelns, Bewahrens und Forschens“ mehr als nur gerecht.

So steht neben den Fundstücken aus über 7000 Jahren menschlichen Wirkens aus dem Raum Erding der Besucher selbst im Mittelpunkt der Ausstellung. Hier wird der Forschersinn und  Entdeckerdrang eines jeden Besuchers geweckt, wenn z. B. mittels  einer interaktiven Fundstellenkarte die in der Ausstellung gezeigten Objekte mit dem heutigen Lebens-Raum über virtuelle  Karten grafisch  verknüpft werden können.

Anhand der Erdinger Exponate und deren Fundgeschichten wird die Erdinger Vor- und Frühgeschichte im gesamtbayerischen und teils gesamteuropäischen Kontext chronologisch, also dem Gang der Geschichte folgend, erzählt. Besonderheiten und Alltägliches sowie Alleinstellungsmerkmale aus der Region wirken dabei ergänzend und formen sich innerhalb der Drei-Raum-Ausstellung zu einem harmonischen Ganzen.

Die neue „Abteilung Archäologie“  im Museum Erding vereint somit den Geist einer bedeutenden  heimatkundlichen Sammlung  mit  zeitgemäßer, moderner  Ausstellungstechnik und -architektur.

Im Juli 2017 wurde die Dauerausstellung um eine aufwändig und ansprechend inszenierte Vitrinensequenz ergänzt: Den frühbronzezeitlichen Spangenbarrenhort von Oberding. Der 3.700 Jahre alte Kupferschatz mit über 80 kg Gewicht und insgesamt 796 Barren wurde im Zuge einer bauvorgreifenden Ausgrabung in Oberding 2014 entdeckt und im Rahmen eines durch die Stadt Erding finanzierten Forschungsprojektes freigelegt, restauriert und erforscht. Partner der Stadt Erding waren das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und die LMU München (Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialarchäologische Archäologie) und weitere externe Institute, Labore und Institute. Zum Spangenbarrenhort wurde ein eigenes, reich bebildertes Buch mit sämtlichen aktuellen Forschungsergebnissen herausgegeben. Es ist für 25 Euro an der Museumskasse und im Versand erhältlich.