Station: [8] Einquartierung während des Zeithainer Lustlagers


Luise:

Nun sieh dir das mal an! Das gibt´s doch nicht! Sieh mal!

 

Katharina:

Was denn, was ist da?

 

Luise:

Na siehst du das nicht, ein Riss im Hemd?

 

Katharina:

Na und? Das ist dem jungen Herrn seins. Das kann schon mal passieren.

 

Luise:

Katharina! Das Hemd ist fast neu und aus bestem Linnen.

 

Katharina:

Ereifre dich nicht so. Da war eben das Fräulein in seinem Arm ein bisschen feurig…

 

Luise:

Also, ich bitte dich. So ein Riss, da muss sie schon mit aller Macht gezogen haben …

 

Katharina:

Na und? Wenn´s Spaß macht!

 

Luise:

Und wer fragt uns, ob wir Spaß haben? Seit sechs Wochen schon…

 

Katharina:

Sieh mal, da kommen Reiter.

 

Luise:

Sie scheinen einen langen Weg hinter sich zu haben.

 

Katharina:

Sie kommen direkt auf uns zu. Ob die zur Gnädigsten wollen?

 

Luise:

Na, zu uns bestimmt nicht!

 

Katharina:

Ich hol die Gnädigste.

 

Reiter:

Brr! Gott zum Gruß, Jungfer. Wir kommen mit einer Nachricht vom sächsischen Königshof.

 

Luise:

Die gnädige Frau kommt sofort. Wollt ihr nicht absitzen und eine Erfrischung nehmen?

 

Reiter:

Nein, nein. Wir müssen gleich weiter nach Jahnishausen.

 

Luise:

So wollt ihr gleich weiter? Auch eure Pferde scheinen müde...

 

Reiter:

Die Pflicht gebietet es, Jungfer. Von Jahnishausen aus geht es direkt wieder nach Dresden.

 

Freifrau von Wehlen:

Was verschafft uns die Ehre, dass reitende Boten unser bescheidenes Riesa aufsuchen?

 

Reiter:

Verehrte Freifrau von Wehlen, wir überbringen Nachricht vom Feldmarschall Graf von Wackerbarth, persönlich zu übergeben mit besten Empfehlungen.

 

Freifrau von Wehlen:

Mit bestem Dank. Sitzt ab und folgt mir in das Schloss. Um die Pferde wird sich Johann kümmern. Ihr bleibt doch über Nacht?

 

Reiter:

Vielen Dank für das freundliche Angebot, aber wir müssen gleich weiter.

 

Freifrau von Wehlen:

Was hat der Feldmarschall mitzuteilen? Gebt her den Brief! Die Nachricht betrifft das große Militärlager bei Zeithain, das Campement. Von Wackerbarth teilt mit, dass in unserem Schloss das preußische Militär einquartiert werden wird. Er schreibt von 78 Oberoffizieren, 314 Bediensteten und 382 Pferden…

 

Luise:

Da kommt ja auf fast jeden Riesaer Einwohner ein Pferd.

 

Freifrau von Wehlen:

So viele Militärs zum Nachtlager?

 

Reiter:

Es wird das größte Spektakel aller Zeiten, gnädige Frau von Wehlen. Aus Preußen, Polen, Frankreich, Schweden, England, Holland und was weiß ich noch woher, werden die Herrscher kommen und über Sachsen staunen.

 

Freifrau von Wehlen:

Graf Wackerbarth schreibt: Neben den militärischen Übungen und Manövern wird italienische Sanges- und französische Schauspielkunst geboten.

 

Reiter:

Die Pläne sind schon fertig, gnädige Frau. In Streumen wird ein Opern- und Komödiantenhaus errichtet und vier Brücken sollen über die Elbe hin zum Militärlager führen. Ein direkter Weg vom Schloss durch euren Busch bis hin zu einer der Brücken wäre dann wohl angebracht, gnädige Frau.

 

Katharina:

Den könnten wir zu Ehren der Preußen Brandenburger Weg nennen...

 

Freifrau von Wehlen:

Dann wollen wir uns mal an die Arbeit machen. Es ist viel zu tun, bis es so weit ist.

 

Reiter:

Wir empfehlen uns, Gnädigste!

 

Freifrau von Wehlen:

Gott auf den Weg, mein Herr!