Station: [9] Merzdorfer Bauern im Aufruhr


Ludwig:

Denen haben wir es ordentlich gezeigt, was Männer!

 

Martin:

Hättest du gedacht, dass sie so schnell beigeben, die feinen Herrschaften?

 

Ludwig:

Gezittert hat sie wie Espenlaub, die Gnädigste! „O, mein Gott, Heinrich, was soll nun werden?“, „So tu doch endlich was, Heinrich!“

 

Martin:

Hätte sie das mal gefragt, als wir nach der großen Dürre durch den Winter hungern mussten

 

Ludwig:

Oder als Gottfrieds Witwe nach dem Unfall allein mit ihren sieben Bälgern stand! Während im Herrenhaus ein Fest nach dem anderen gefeiert wurde!

 

Martin:

Es war richtig, dass wir zum Gutshaus zogen. Der Herr hat das Revers unterschrieben.

 

Ludwig:

Worauf trinken wir?

 

Martin:

Ich trinke auf die Aufhebung aller Frondienste, Männer!

 

Ludwig:

Wenn ich an die vielen Nachtwachen denke, bei Sturm und Regen und beißendem Frost. Das ist nun vorbei. Darauf trink´ ich und darauf, dass wir nun endlich wieder selber jagen und das Wild von unseren Äckern fernhalten können.

 

Martin:

Ich konnte mein Getreide nicht verkaufen, aber den Geldzins musst´ ich entrichten, weil der Herr keine Naturalien nahm. Kein Erbarmen kannte die Herrschaft!

 

Ludwig:

Auch das ist nun vorbei, Martin!

 

Martin:

Endlich wird auch das Zwangsgesinde bezahlt. Und, Männer: Bier und Branntwein muss der Herr uns einmalig spendieren! Wir haben´s schwarz auf weiß!

 

Martin:

Ludwig, schenk noch mal ein! Prosit, Männer!

 

Ludwig:

Da, da kommt Georg! Georg, komm, stoß mit uns an

 

Martin:

Was bist du so außer Atem und siehst so finster aus!

 

Georg:

Ich komm aus der Stadt! Überall Militär in Riesa! Einige Bauern sind in Arrest. In Hirschstein sollen sie einen erschossen haben!

 

Ludwig:

Mein Gott! Wir haben uns zu früh gefreut!

 

Martin:

Ich hab´s gewusst. Ich hab´s gewusst, dass es nicht gut aus geht!

 

Ludwig:

Sprich weiter, Georg! Was hast du gesehen?

 

Georg:

Unsere Brüder in Riesa bekamen Einquartierungen von Soldaten und Pferden, manche bis zu 50 Mann, obwohl sie doch selbst nicht genug zu essen ha´m. Die Soldaten haben sämtliche Felder geplündert und das letzte Huhn geschlachtet!

 

Ludwig:

O, nein! Das ist das Ende!

 

Martin:

Sie werden auch zu uns nach Merzdorf kommen! Gegen das Militär haben wir keine Chance.

 

Ludwig:

Nicht mal richtige Waffen haben wir!

 

Martin:

Mit unseren Lanzen und Heugabeln werden wir nichts ausrichten!

 

Georg:

Was sollen wir nur tun?

 

Ludwig:

Was soll aus unseren Weibern und Kindern werden, wenn man uns in die Festung bringt?

 

Martin:

Wir müssen zum Gutsherrn, ihn milde stimmen!

 

Georg:

Ja, wir sollten ihn um Gnade bitten!

 

Ludwig:

Meint ihr, damit halten wir die Soldaten von uns fern?

 

Martin:

Wir müssen den Gutsherrn um Verzeihung bitten und Gehorsam geloben…

 

Georg:

… und all unsere Forderungen zurücknehmen!

 

Ludwig:

Dann werden wir auf ewig ein elendiges Leben führen!

 

Georg:

Das ist wohl unser Schicksal oder wollt ihr alle in den Tod?

 

Martin:

Unsere Kinder werden´s besser anstellen! Gebt nicht alle Hoffnung auf, Männer!

 

Ludwig:

Wer geht zum Gutsherrn, um die Botschaft zu überbringen?

 

Georg:

Ich. Ich war als einziger nicht Wortführer bei den Forderungen. Vielleicht können wir das Unheil doch noch abwenden. Gott sei mit uns!

 

Ludwig:

Viel Glück, Georg!

 

Georg:

Geht auf euren Hufen zurück, Männer, zu Weib und Kindern und betet zu Gott, dass der Herr uns erhört!