Station: [121] Heinz Westergerling: St. Aegidiusbrunnen


Ein bärtiger Mann, der halb schützend, halb sehnend die Hand nach seiner Hirschkuh ausstreckt – die Sage des Heiligen Aegidius ist in Wiedenbrück allgegenwärtig. Seit der Stadtgründung im frühen Mittelalter ist Aegidius der Patron der hiesigen Stadtkirche und ist in zahlreichen Darstellungen zu finden. Diese Brunnenanlage stellt den Heiligen und seine Hirschkuh allerdings auf ungewöhnliche Weise dar.

Die Figuren wirken starr und bewegt zugleich. Wie ein ägyptischer Gott steht Aegidius fest auf seinen Füßen und hat den Körper um 90 Grad gedreht, so dass er eine Linie mit seiner Hirschkuh bildet. Das Tier hat den Kopf gewendet – beide schauen erwartungsvoll auf den Eingang des Gebäudes hinter ihnen.

Die Brunnenskulptur entstand Mitte der 1990er Jahre, als die Sankt-Aegidius-Kirchengemeinde das Seniorenwohnheim errichten ließ und dem Bildhauer Heinz Westergerling den Auftrag zu dieser Skulptur erteilte. Die Sitzgelegenheiten hier auf dem kleinen Vorplatz schaffen Vertrautheit und integrieren den Heiligen wie einen guten alten Bekannten in den Alltag der Menschen, die hier täglich ein- und ausgehen.

Die reduzierte Formensprache war typisch für die Werke Heinz Westergerlings. 1928 geboren, absolvierte er eine Bildhauerlehre bei dem Wiedenbrücker Kunsthandwerker Heinrich Püts und arbeitete dann eng mit Bernd Hartmann-Lintel zusammen. Westergerling spezialisierte sich auf sakrale Themen, die er in Holz und Stein arbeitete. Wenn Sie mehr über die Kunst und die Künstler der Wiedenbrücker Schule erfahren möchten: Hinter dem Wohnheim, nur wenige Schritte von hier über den rückwärtigen Parkplatz, erreichen Sie das Wiedenbrücker Schule Museum, das Sie über die Künstler der Stadt und deren kirchliches Wirken informiert.

Wenn Sie wissen wollen, was es mit dem Heiligen Aegidius und seiner Hirschkuh auf sich hat, wählen Sie die Nummer 121.1. Hier hören Sie einen Auszug aus der Legenda Aurea, der mittelalterlichen Sammlung von Heiligenlegenden.

Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum