Station: [12] Hexenverfolgung


L: Sieglinde, ich habe eine Frage: Wie stellst du dir eine Hexe vor? Als eine Frau mit einer Warze auf der Nase und Buckel, die auf einem Besen reitet?

Frau: Nein! Das sind nur die Hexen aus Märchenbüchern! Sehe ich etwa so aus? Hier an der Wand steh ich. Ich bin eine ganz normale Bürgerin. Und dennoch hätte man mich in Siegburg vor 400 Jahren fast als Hexe verurteilt. Nur weil jemandem meine Nase nicht passte. Was meinst du warum ich hier stehe? Ich will die Menschen auf diese schreckliche Geschichte aufmerksam machen. Auf der Tafel sind die Namen und das Todesdatum von 33 Frauen und vier Männern zu lesen, die in Siegburg als Hexe oder Hexer verurteilt und hingerichtet wurden. In zwei Jahren nur, zwischen 1636 und 1638. Hier, Kunigunde Meurer. Sie wurde von ihrem Nachbarn beschuldigt, ihn mit einer schweren Krankheit verhext zu haben. Vorher hatten sie sich um einen Laib Brot gestritten. Sie kam vor Gericht, wurde für schuldig befunden und am 16. September 1636 hingerichtet und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Das Gericht tagte im Rathaus. Und genau hier im Keller wurden die Verdächtigen verhört und gezwungen, zuzugeben, andere Menschen verhext zu haben.

L: Wie konnte das bloß passieren?

Frau: Es waren schlimme Zeiten, es tobte ein 30 Jahre dauernder Krieg. Die Menschen hatten kaum was zu essen. Sie suchten Schuldige für ihr Elend. Damals glaubten viele Menschen an Hexen, die angeblich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatten. Sie wurden für alle tragischen Ereignisse wie Krieg, Krankheit oder schlechte Ernten verantwortlich gemacht. Dabei hatten sie nichts getan.

Foto 1:© Dagmar Trüpschuch